Reisebericht
Südafrika – jetzt sind wir da
Diesen Winter gab es ein langes hin und her, wohin denn die Reise gehen sollte. Schließlich fiel die Wahl auf Südafrika, weil im deutschen Winter dort südafrikanischer Sommer herrscht und man den ganzen Tag am Meer verbringt und dort die Küste entlang soaren kann. Das waren doch keine schlechten Aussichten. Da die Entscheidung aber erst im Dezember fiel und es im Januar schon in den Flugurlaub gehen sollte, war natürlich alles ausgebucht. Puh. Aber wir hatten Glück. Obwohl die Reisegruppe schon vollzählig war, durften wir noch mit unter der Bedingung, dass wir uns ein eigenes Auto mieten, denn die zwei Kleinbusse waren voll. Jens war davon nicht begeistert, denn in Südafrika herrscht ja Linksverkehr. Aber da musste er jetzt durch.
Mitten im Januar setzten wir uns in den Flieger nach Johannesburg. Nach zehn Stunden Flugzeit kamen wir dort an und mussten auf eine lustige Mango-Airline umsteigen. Hier war alles mangofarben, vom Orangensaft bis zum Röckchen der Stewardessen. Unser orangefarbenes Flugzeug landete in der Stadt George, hier sollte sich unsere Gruppe treffen. Nach der Ankunft am Flughafen ging es für uns zuerst zur Autovermietung. Wir ergatterten einen kleines Auto, da passten gerade wir und die Koffer rein. Auf dem Parkplatz machte Jens die ersten Fahrübungen und dann ging es hinaus auf den Highway. Da wir uns das erste Mal in der verkehrten Welt befanden, war das natürlich aufregend für uns. Außerdem ist Jens Automatic gewöhnt, dass macht die Sache auch nicht einfacher. Denn auch der Schalthebel war natürlich auf der falschen Seite und er griff immer ins Leere. Und rechts überholen ist auch gewöhnungsbedürftig, machen wir nicht so oft in Deutschland 🙂 Ebenso Kreuzungen gestalteten sich schwierig, da man erst groß nachdenken muss, wo es denn jetzt lang geht. Zum Glück gab es nicht viel davon bis nach Wilderness. Etwas durchgeschwitzt kamen wir gut an.
Unser Hotel fand ich sehr schön, es lag an einer Lagune mit schöner Aussicht und der Pool war dicht bewachsen mit Palmen und Co. Das Meer konnte man in 10 Minuten zu Fuß zu erreichen. Am Nachmittag traf sich die Gruppe auf der Terrasse. Wir waren 16 Piloten (alle aus Deutschland und ein fliegender Holländer), 2 Nichtpiloten, ein Fluglehrer und seine Freundin. Ich bin die einzigste Pilotin, von der Fluglehrerfreundin mal abgesehen, die natürlich auch fliegen kann. Wir erfuhren viel über die anderen und über die Fluggebiete in der Nähe von Wilderness. Dieser Ort hier eignet sich ideal zum Soaren an der Küste, aber auch zum Thermikfliegen weiter im Land. Hier in Wilderness gab es mehrere Startplätze oberhalb vom Strand: Map of Africa, Paradise Ridge, Kleinkrantz und ein Startplatz an der Ridge auf einer Hotelwiese. Weiter im Land kann man in Sedgevield an einem Bergkamm soaren. Hier war Sommer und das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Der Winter in Deutschland hatten wir augenblicklich vergessen. Abends ging es zum gemeinsamen Abendessen. Die Speisekarte sah auch etwas anders aus als bei uns zu Hause. Statt Schwein und Rind, landen hier Kudu, Antilope und Strauß auf dem Teller und werden verarbeitet zu Kuduburger, Antilopengulasch und Straußensteak. Das musste ich mal probieren. Ich fing mit dem Kuduburger an. Schon allein eine kulinarische Reise hierher lohnt sich.
Fliegen an der Map of Africa
An unserem ersten Flugtag ging es zuerst an den Strand unterhalb der Map of Afrika, da dort aktuell der Wind etwas schief anstand. Der Strand war riesig, aber heute am Sonntag gut besucht. Überall trafen sich die Familien zum Baden, Relaxen und Grillen. Die afrikanische Sonne brannte vom Himmel und wir packten unsere Schirme aus. Ich übte den Rückwärtsstart und es klappte ganz gut. Neugierige Kinder und Erwachsene kamen angelaufen und wollten das Spektakel mal aus der Nähe betrachten. Deshalb gab ich mir noch mehr Mühe. Am Nachmittag wurde der Wind besser. Also fuhren wir auf die Map. Da die zwei Nichtflieger nicht mit dabei waren, konnten Jens und ich im Bus mitfahren, sehr praktisch. Das Straßenbauamt vom Wilderness hatte eine Asphaltierung der Straße zur Map noch nicht vorgesehen und so fuhren wir eine Staubpiste hinauf. Die Fahrt ging vorbei an grünem Gestrüpp und einfachen Hütten, die rechts und links im Grün verstreut waren. Die Map of Afrika ist ein toller Aussichtspunkt. Auf der hinteren Seite schaut man auf grüne Berge und einen Flusslauf mit einer markanten Biegung, die dieser Map of Africa seinen Namen gab. Denn die Flussbiegung sieht aus wie die Umrisse von Afrika. Bei der Vorderansicht hat man von hier oben einen phantastischen Ausblick aufs Meer. Der riesige breite Strand zieht sich endlos lang dahin und ganz hinten konnte man die Paradise Ridge zu sehen, an der man kilometerlang entlangfliegen konnte. Das waren ja coole Aussichten. Bei der Map kann man nicht kilometerlang entlangfliegen, sondern der Radius beschränkte sich auf vielleicht 300 m. Die Höhe des Startplatzes betrug schätzungsweise auch 300 m. Der Startplatz war sehr groß und einfach, aber auch sehr gut besucht und dementsprechend viele Piloten befanden sich in der Luft. Alle schwebten vor der Map hin und her. Die Kulisse war traumhaft. Ich probierte meine soeben geübten Rückwärtsstart aus und es klappte problemlos. Super. Unter mir breitete sich grünes dichtes Gebüsch aus und weiter unten befand sich die Straße. Der Ausblick war grandios. Die Küste konnte man bis zum Gericke Point überblicken. Große Höhen konnte man nicht erreichen, aber man konnte sich gut halten. Ich reihte mich ein in die Schlange und wir flogen hin und her vor der Map. Immer im Gänsemarsch oder besser im Gänseflug. Allerdings hieß es auch sehr aufpassen auf die anderen, wo die sich gerade befanden. Was mich etwas irritierte, ich bin noch nie durch eine Wirbelschleppe eines anderen Gleitschirmfliegers geflogen! Passierte mir hier öfters. War nicht tragisch, schaukelte nur kurz. Einen unaufmerksamen Piloten musste ich mal anbrüllen, weil er in die eine Richtung flog, aber in die entgegengesetzte Richtung schaute. Lieber mal unhöflich sein, als einen Zusammenstoß riskieren. Einen Zusammenstoß gab es an diesem Tag leider auch noch. Bei zwei Piloten aus unserer Gruppe berührten sich die Schirme. Da sie nicht hoch über dem Grünzeug flogen, „landeten“ sie unversehrt im Gestrüpp. Kompliziert gestaltete sich nur die Aktion, die Schirme wieder aus dem südafrikanischen Busch zu fieseln.
Wenn man sich nicht mehr halten konnte, flog man über die Straße, da gab es manchmal auch noch etwas Auftrieb, schließlich zum Strand hinaus. Das Meer von oben zu sehen, die Einheimischen am Strand, das fand ich toll. Über das Meer flog ich am liebsten. Die Strandlandung war einfach, da gab es genug Platz. Jeden Tag in der Woche, außer Sonntag, war der riesige Strand total leer. Es war natürlich cool, nach dem Fliegen noch eine Runde Baden zu gehen. Auf den Grillplätzen am Strand waren die Einheimischen fleißig beim Grillen (Braai), das ist hier Nationalsport. Wir grillten nicht, wurden aber trotzdem eingenebelt. Wir tranken Landebier, das Windhoek Lager oder Savanna Dry Cider. Letzteres hielt ich für Apfelsaft. Ich hatte Durst und trank die Flasche leer. Erst dann merkte ich, dass das so eine Art Apfelwein war. Aber da war es schon zu spät 🙂 Es herrschte eine gute Stimmung und wir hatten alle beste Laune. Echt lässig hier an der Map. Einmal wurde von unserem Fluglehrer hier ein Vorwärtsstartwettbewerb und ein Punktlandewettbewerb veranstaltet. Beim Vorwärtsstartwettbewerb sah es gut bei mir aus, da ich bis jetzt immer nur vorwärts gestartet bin, egal welcher Wind herrscht. Beim Punktlanden hatte ich mir nicht das Bier verdient. Einer landete tatsächlich mitten im Kreuz. Bier trank ich natürlich trotzdem.
Fliegen an der Paradise Ridge
Jeden Abend besuchten wir eines der hervorragenden Restaurants in Wilderness. Ausgehungert vom Flugtag konnten wir es immer gar nicht erwarten, bis das Essen endlich auf dem Tisch stand. Ich bestellte jedesmal etwas anderes, schließlich musste ich alle exotischen Fleischsorten durchprobieren werden. Am Morgen checkte unser Fluglehrer immer das Wetter und entschied dann, wo es am besten zum Fliegen ging. Auswahl hatten wir ja. Heute sollte es an die Paradise Ridge gehen. Die Ridge zieht sich kilometerlang die Küste entlang und eignet sich hervorragend zum Soaren, wenn der Wind genau im rechten Winkel ansteht. Das ist nicht immer der Fall, aber dann hat man ja andere Möglichkeiten. Wir standen in den Dünen am Meer, aber der Wind wehte uns schon sehr heftig um die Ohren. Die Starts sahen allesamt lustig aus. Irgendwie war es schwierig sich bei diesem Wind, der meiner Meinung auch böig war, in die Luft zu begeben. Wir liefen extra ein Stück die Düne hinab und starteten auf der halber Höhe. Mir war schon ganz mulmig, als ich die anderen Starts sah. Meiner war auch nicht gerade filmreif, der Schirm drehte sich in alle Richtungen, aber in einem glücklichen Moment befand ich mich doch in der Luft. Keine Ahnung wie mir das gelungen ist, egal, das Ergebnis zählt Ich flog knapp über die bewachsenen Dünen einmal hin und dann nach kurzer Zeit wieder zurück. Nach dem vierten Mal hatte ich genug Höhe getankt um den Sprung über eine flachere Stelle zu schaffen. Super, kam noch mit ausreichender Höhe rüber, ab da begann die Ridge, eine Steilküste die sich kilometerlang hinzieht. Obwohl ich nur geradeaus flog, gewann ich immer mehr an Höhe. Sehr vereinzelt säumten Häuser, nein Villen, die einsame Steilküste. Man flog darüber hinweg und konnte denen schön auf die Terrassen schauen. Das Fliegen hier war ein Traum. Andere Piloten kamen mir entgegen und wir winkten uns zu. Das Meer war sehr aufgewühlt, aber weiße Haie konnte ich nicht von oben entdecken. Der Strand war komplett leer. Endlich erreichte ich das Ende der Küste, ab hier am Gericke Point ging es um die Ecke. Ich wendete und auf einmal wurde mir bewusst, wenn ich hier absaufen würde, könnte mich keiner holen. Ich müsste die vielen Kilometer am Strand zurück laufen. Puh. Aber von Absaufen keine Spur. Ich hatte sehr gut Höhe. Eigentlich zu hoch. Ich haute den Beschleuniger rein, um gegen den Wind gut voranzukommen. Es klappte, war kein Problem und ich kam auch wieder zurück zum Ausgangspunkt. Wie ich schon erwähnte, so am oder über dem Meer zu fliegen ist für mich der absolute Traum. Wahrscheinlich weil man zu Hause immer in den Bergen fliegt, ist das mal was ganz anderes. Was für ein toller Flug.
An der Ridge waren wir noch öfters zum Fliegen, aber nicht immer hatten wir so perfekten Wind. War der Wind nicht so optimal, wurde Groundhandling gemacht. Das ist ja im Sand immer besonders anstrengend. Diesmal gelang es mir nicht, die Ridge entlang zu fliegen. An der Dünenkante, wo die Wind am stärksten war für einen Start, traute ich mich nicht hin, weiter unten reichte es aber nur kurz zum Runterfliegen, das wars dann aber auch schon. Die Profis flogen heute an der Ridge, andere machten kleinere Flüge über die Düne hin und her so wie ich. Die eiskalte Kühlbox mit dem Landebier reiste auch immer mit uns und so saßen wir abends noch im Sand und kühlten uns mit einem erfrischen Lagerbier nach dem anstrengenden Tag ab. Ein Antilopensteak am Abend machte dann das Glück noch perfekt.
Heute hieß es wieder, ab zum Groundhandling in die Düne an der Ridge. Ich war etwas faul und wollte meinen Schirm erst später auspacken. Als ich dann endlich meinen Schirm an die frische Luft gesetzt hatte, fing es an zu regnen. Na echt suuuper. Ich hätte mal die dunklen Wolken ernst nehmen sollen. Wasser und Sand am Gleitschirm ist eine höchst ungute Mischung, das klebt entsetzlich. Meinen Gleitschirm musste ich also irgendwie wieder trockenliegen und hoffen, dass in der Kurve der Sand abfällt.
Fliegen in Sedgevield
Regen gab es hier nur zweimal, bei diesem Groundhandlingtraining und an unserem Abreisetag. Ansonsten immer Sonne und jeden Tag fliegen. Das ließ natürlich unser Fliegerherz höher schlagen. Das Fluggebiet Sedgevield lag nicht direkt an der Küste, aber man konnte vom Berg aus das Meer sehen. Unterhalb vom Landeplatz in dem Ort gab es eine Tankstelle, paar nette Geschäfte und zwei Restaurants. Eine staubige Offroad-Piste durch den Wald führte auf den Berg. Das Fluggebiet Sedgevield hatte eine bewaldete langgezogene Hügelkette, an der man wunderbar entlang soaren konnte. Der Startplatz war groß und einfach und der Landeplatz ebenso, da stand eine riesige Wiese zur Verfügung. Am Fuße des Berges befanden schwarze Teiche mit weißen Reihern, die beim Landen besser weiträumig umflogen werden sollten. Manchmal trafen wir hier auch noch einheimische Piloten hier oben am Startplatz, aber meistens hatten wir den Berg für uns allein. Nach dem Start fand man oft schnell eine schöne Thermikablösung, wo man dann nach oben aufdrehen konnte. Die Aussicht war traumhaft. Weiter hinten war ein See zu sehen und weiter draußen das Meer. Meistens teilte ich mir nicht mit anderen den Bart, sondern hatte mir einen eigenen Bart gesucht. Besonders gut ging es in der Nähe eines Hauses (das einzigste, welches sich hier am Berg befand). Dort ging es schön hoch und zusammen mit Fliegerkumpel George drehte ich meine Kreise. Allerdings fühlten sich die Hausbewohner beobachtet und riefen bei den südafrikanischen Piloten am Startplatz an. Diese beschwerten sich bei unserem Fluglehrer und er gab uns über Funk durch, dass wir da wegfliegen sollten. Sozusagen stille Post 🙂 Also drehten wir ab. Schade. Gerade dort gefiel es mir so gut. Jens landete top und ich wollte das auch, denn der Startplatz war sowas von groß. Gerade als ich zum Landeanflug ansetzen wollte, kam die Durchsage, jetzt keine Toplanden es mehr, der Fluglehrer stellte für heute seine Schulungen/Bemühungen ein. Die Landewiese war riesig, aber trotzdem schafften es zwei von uns in dem schwarzen Sumpf zu landen. Einer stand mit den Füßen darin und versenkte auch seinen Schirm teilweise in der Suppe. Ich hatte keine Ahnung, was das für eine Brühe war, sah auf jeden Fall unappetitlich aus. Und stank wahrscheinlich auch. Ich bin den Tümpeln nicht so nahe gekommen. Auch Jens hatte sich mit der Höhe verschätzt und landete auf einem Steg zwischen zwei schwarzen Teichen. Er konnte gerade noch seinen nach unten fallenden Schirm retten. Zumindest fast alles.
Dafür klappte mein Start einmal nicht gut. Nach zwei Fehlrückwärtsstarts, beschloss ich es vorwärts zu versuchen. Einer der Piloten stand mit seiner GoPro da und filmte das Desaster. Wahrscheinlich klappte es deshalb nicht, ich bin das Scheinwerferlicht nicht gewohnt. Der dritte Start gelang, aber ich hob nicht ab und landete stattdessen buchstäblich im südafrikanischen Busch. Unterhalb des Startplatzes wuchs allerlei Gestüpp. Passiert ist mir und dem Schirm nichts, aber ärgerlich war es allemal. Der Kameramann eilte mir zu Hilfe, denn ohne ihn hätte ich hier nicht so bald herausgefunden. Der Schirm hatte sich extrem in den zum Teil stacheligen Büschen verhakt. Mit vereinten Kräften fieselten wir ihn da wieder heraus, alles war sehr steil hier, das machte es auch nicht gerade einfacher. Endlich war es geschafft, ich schüttelte die letzten Blätter aus meinem Schirm und prüfte die Leinen, alles schien ok zu sein. Beim nächsten Versuch war ich in der Luft. Die Kamera blieb aus, deshalb hatte es wahrscheinlich diesmal funktioniert. Nach der Landung lief man nach Sedgevield hinüber, dort konnte man prima Eis essen oder Kaffee trinken auf der schattigen Terrasse. Dazu müsste man nur eine vierspurige Straße überqueren und ich hatte ja nicht ständig im Hinterkopf, dass ich mich in Südafrika befand. Aus alter Gewohnheit schaute ich erst nach links, da kam kein Auto und wollte zum Mittelstreifen laufen. Jens konnte mich gerade noch zurückreißen. Denn von rechts kam das Auto. War ja Linksverkehr hier. Puh.
Hier in Sedgevield fand einmal die Woche ein großer Markt statt. Wir ließen das Frühstück im Hotel ausfallen und schauten auf diesen Farmermarket, was es dort Leckeres zu essen gab. Es war ein buntes Treiben hier und die Marktstände boten alles, was das Herz begehrt. Jens kaufte drei südafrikanische Fliegershirts und ich verhandelte über zwei geschnitzte Holzelefanten, wahrscheinlich hat der Standbetreiber heute das Geschäft seines Lebens gemacht. Fünf alte Männer spielten Jazz und Schulkinder führten afrikanische Tänze auf. Es war sehr interessant. Danach ging’s natürlich zum Fliegen. Das zweite Shoppingerlebnis hatten wir in George. Hier besuchten wir eine Mall, weil es erst nachmittags zum Fliegen ging. Die Mall sah genauso aus, wie bei uns im Deutschland, aber alles hier in Südafrika ist natürlich total billig. Da gerät man schon mal in einen Kaufrausch. An einem anderen Tag besuchten wir Mossel Bay, um einen unfliegbaren Vormittag zu überbrücken. Auch hier waren wir shoppen, in kleinen niedlichen Souvenirgeschäften. Wir schauten den Einheimischen beim filigranen Bemalen der Elefanten, Nashörner und Giraffen über die Schulter. Neben dem Malershop hatte White Shark Adventure seinen Laden und ich wollte soooo gerne einmal den weißen Hai sehen. Hier in Südafrika gibt es die größte Weiße-Hai-Population weltweit und vom Boot aus oder in einem Käfig unter Wasser konnte man den bedrohlichen Riesen ganz nah sein. Die großen Fische werden mit Köder angelockt, damit man sie dann auch hautnah sehen kann. Ich wollte das unbedingt einmal erleben, aber Jens ließ sich auf keinen Fall dazu überreden. Mist. Wahrscheinlich hatte er zu oft den Film „Der weiße Hai“ angesehen. Wann sollte ich wieder eine Gelegenheit dazu bekommen? Nachdem er schon zum Haitauchen auf Oahu keine Lust hatte, war hier die zweite Chance vertan.
Stattdessen kaufte ich Souvenirs. Anschließend machten wir eine kleine Wanderung auf einem steilen Pfad immer die felsige Küste entlang, vorbei an einer Höhle, die Urzeitmenschen als Wohnung gedient haben soll. Ein schönes Plätzchen hatten die sich da ausgesucht, mit toller Aussicht. Wilde Tiere trafen wir nicht, nur harmlose Klippschiefer, die aber putzig anzusehen waren. So eine Mischung aus Ratte und Osterhase, würde ich mal sagen. Wem der Nervenkitzel beim Fliegen hier noch nicht reicht, ganz in der Nähe von Wilderness gab es in Botlierskop die Möglichkeit einen Sonntagsspaziergang (geht auch an jedem anderen Wochentag) mit Löwen zu machen. Mit echten. Ich hoffe nur, dass die Löwen ausreichend gefüttert werden vor so einem Event. Leider stand dieser Safaripark nicht auf unserem Besichtigungsprogramm, die Safari mussten wir also an anderer Stelle nachholen. Aber diese Ausflüge/ Shoppingtouren waren die Ausnahme, das Wetter zeigte sich uns immer hold und so machten wir am Tag zwei Flüge in einem Fluggebiet und in zwei verschiedenen. Die lagen ja hier nicht weit auseinander.
Fliegen in Kleinkrantz
Zwischen der Paradise Ridge und der Map of Afrika gibt es noch zwei Startplätze, ein Wiesenstartplatz (Klippenstart) am Wilderness Beach Hotel und in Kleinkrantz. Gegenüber dem Wilderness Beach Hotel befand sich ein 5-Sterne-Hotel, in diesem Edelschuppen saßen wir manchmal im Café und bewunderten das kunstvoll designte Ambiente. Und nochmal: Auch hier war alles total billig. Den Hotelstartplatz benutzen wir nicht, der war angeblich nicht so einfach. Dafür fuhren wir nach Kleinkrantz. Als ich den Startplatz sah, wusste ich nicht was hier einfach sein sollte. Er lag an einer Klippe und gerade ein Pilot konnte dort seinen Schirm ausbreiten. Rechts und links Gestrüpp, hinten ein Stacheldrahtzaun und vorn der Abgrund. Puh. Startabbruch – Fehlanzeige. Obwohl ich nie nervös bin vorm Start, hier hatte ich Herzrasen. Ich beschloss vorwärts zu starten und ja keinen Fehler zu machen. Natürlich stand unser Fluglehrer uns zur Seite und brachte uns alle in die Luft. Die Steilküste hier war bewohnt, es reihte sich eine Villa an die andere. Ich konnte mich zwar an der Kante halten, aber groß Höhe tanken konnte ich nicht. Das hatte zur Folge, dass man in ca. 5 Metern Höhe über die Terrassen der Häuser schwebte. Einmal konnte ich gerade noch so einem Fahnenmast ausweichen, der wohl auch 5 Meter Höhe hatte. Außerdem gab es hier ziemlichen Gegenverkehr, da musste man sich an die Vorfahrtsregeln halten. Einmal hatte ich auf der rechten Seite den Hang (also Vorfahrt), aber der entgegenkommende Pilot wich mir nicht groß aus. Ich flog also weiter in den Hang hinein und hatte nicht groß Höhe. Als ich wieder über die Kante fliegen wollte, wurde das sehr knapp. Mit Füße anziehen und Luftanhalten schaffte ich es gerade noch so mit einem Meter Höhe. Puh. Ein anderer hatte nicht so viel Glück. Ich sah ihn von oben im Gebüsch hängen an der Steilküste. Passiert ist natürlich nichts, aber den Schirm in dem unwegsamen Gelände wieder herausfieseln, war auch eine Nachmittagsaufgabe. Die Küste entlang zu segeln war ein Traum. Der Strand war kein Mensch, die Sonne glitzerte im Meer, was will man mehr. Unser Treffpunkt war das Hotel mit dem Wiesenstartplatz oder Kleinkrantz. Irgendwann fiel ich raus aus dem Aufwindband und musste landen gehen. Einen geeigneten Landeplatz musste ich mir nicht suchen, der Strand war breit genug und menschenleer. Jens sah ich von oben in einer einsamen Bucht, wo er gerade gelandet war. Ich flog noch eine Bucht weiter und hoffte, dass man zu Fuß das Hotel erreichen konnte und nicht irgendwelche Felsen am Meer den Durchgang versperrten. Dummerweise musste ich auf halber Strecke zwischen Hotel und Kleinkratz am Strand landen. Ich war allein in der Bucht. Ich packte meine Sachen und schätzte, dass es näher zum Hotel war. Also Aufbruch in diese Richtung. Irgendwann erschien Jens am anderen Ende des Strandes, er hatte mich gesehen und war in meine Bucht gewandert. Zusammen machten wir uns auf den Weg. Zum Glück erwiesen sich die Felsen als passierbar und das Hotel kam auch in Sicht. Nur mussten wir die Steilküste irgendwie rauf. Dann sahen wir eine Holztreppe die hinaufführte, allerdings ein Stück vom Hotel entfernt. Wir erklommen die steilen Stufen, mit dem Gepäck war das sehr anstrengend, denn sie führte sehr weit hinauf. Oben angekommen, ging es nicht weiter. Wir trafen eine Frau, die uns sagte, das hier sei Gated Community und das Sicherheitspersonal würde uns nicht durchlassen. Na echt prima. War die ganze Schinderei umsonst. Die nächste Holztreppe führte dann vom Strand zum Hotel hinauf. Das nächste Mal die Hinweistafeln nicht ignorieren, das hilft 🙂 Daraufhin brauchte ich erst mal einen Eisbecher im Fünfsternehotel.
Mit Elefanten spazieren gehen
Unser Urlaub hier neigte sich langsam dem Ende zu und die zwei nichtfliegenden Ehefrauen hatten jeden Tag am Strand verbracht. Jetzt wollten sie noch unbedingt den Knysna-Elefantenpark besuchen, wo man Elefanten knuddeln konnte. Da ich in diesem Urlaub genug geflogen bin, beschloss ich mitzufahren. Außerdem kam noch Bernd mit, so waren wir also zu viert. Ein Hotelangestellter wollte uns dorthin mit seinem Auto fahren, Knysna liegt ca. eine Stunde entfernt von Wilderness. Das Auto erwies sich als extrem kein, ohne Anschnallgurte und mit einem großen Sprung in der Frontscheibe auf der Beifahrerseite. Der Fahrer erklärte, dass seine Schwester mit dem Kopf dort gegen die Frontscheibe geknallt war. Zum Glück verstand Katrin, die auf diesem Platz saß, kein Englisch. Er fuhr rasant, wie sich das hier so gehörte, aber hatte keinen Plan, wo er hin mußte. Wir auch nicht, denn wir dachten, er kennt sich hier aus. Nachdem wir dreimal vorbeigefahren waren, fanden wir endlich die Einfahrt zum Knysna Elephantpark. Vermutlich hatten wir das Trompeten überhört. Der Park hat sich dem Schutz und der Arterhaltung der Elefanten verschrieben, so stand es auf der Website. Unser Fahrer fuhr wieder weg und versprach uns wieder abzuholen. In einem offenen Safariwagen fuhren wir zu den Elefanten, die hier draußen auf einem großen Gelände lebten. Schon steckte der erste neugierig seinen Rüssel zu uns herein, wir waren ein bisschen erschrocken über diese Dreistigkeit. Dann durften wir die Elefanten füttern. Der Elefant nahm das Obst vorsichtig mit dem Rüssel aus meiner Hand und steckte es sich ins Maul. Ruckzuck hatte er alles verputzt. War cool den Dickhäutern so nahe zu sein. Aber wir durften noch näher heran. Wir durften sie streicheln und mit ihnen zusammen spazieren gehen. Ich fand das ganz faszinierend mit den sanften Riesen so auf Tuchfühlung zu sein. Aber ich hatte auch Respekt und wollte sie nicht stören oder vom Futtern ablenken. Sie zerkauten jetzt Äste, dass nur so knirschte. Die Haut der Elefanten fühlte sich extrem rau an, wie Schmirgelpapier. Wenn sie sich bewegten, sprang ich erschrocken zur Seite, denn die Größe war schon furchteinflößend und ich wollte ja nicht, dass sie mir auf die Zehen treten. Wir konnten hier so viel Zeit verbringen wie wir wollten, also ließen wir uns Zeit. Was für ein tolles Afrikaerlebnis. Nachdem wir noch im Elefantenrestaurant an einem braunen See mit schwarzen Schwänen was gegessen hatten, riefen wir unseren Fahrer an. Er war nicht erreichbar. Es dauerte länger, ehe ich ihn endlich sprechen konnte und noch länger, als er uns endlich wieder abholte. Es war schon später Nachmittag. Auf dem Parkplatz zwischen den Autos standen Zebras herum, aber hey, man war hier in Südafrika! Die anderen hatten sich derweil beim Groundhandling an der Paradise Ridge gequält. Der Wind passte nicht perfekt zum Fliegen. Hatte ich also nicht allzuviel verpasst.
Weinverkostung in Somerset West
An unserem Abreisetag regnete es in Strömen, das zweite Mal seit unserer Ankunft hier. So fiel uns der Abschied nicht so schwer. Es sollte ins sonnige Kapstadt gehen. Kapstadt ist ca. 450 km von Wilderness entfernt, unterwegs machten wir Rast in Heidelberg. Jaja, auch in Südafrika gibt es ein Heidelberg. Die zwei Busse und unser Auto hielten Kontakt über die Funkgeräte und die Fluglehrerfreundin versuchte durch Ratespiele uns alle bei Laune zu halten. Die Garden Route ist eine echt schöne Landschaft hier an der Küste von Südafrika. Endlich erreichten wir Somerset West, hier war der Besuch eines Weingutes geplant, denn Südafrika ist eine exzellente Weingegend. Erst mussten wir ein Tor passieren und dann erreichten wir über eine extralange Einfahrt die Gebäude der Weinverkosterei. Das Weingut Vergelegen machte einen äußerst vornehmen Eindruck. Wir wirkten mit unseren rustikalen Fliegerklamotten etwas deplatziert in diesem exklusivem Ambiente. Aber sie ließen uns trotzdem herein, wahrscheinlich in der Hoffnung, das wir was kauften. Die feinen Damen hier trugen Hütchen und Cocktailkleider. Ich trug kein Hütchen, dafür aber eine Outdoorhose. Outdoorsandalen rundeten mein feines Outfit ab. Alles war sehr edel und teuer hier. Die Weine gewiss auch, aber die Verkostung war ja im Preis drin. Draußen war es wieder gescheit heiß und der Alkoholgenuss tat sein übriges. Zwar standen Krüge zum Entsorgen des Weines nach der Verkostung bereit, aber davon machte keiner Gebrauch, den guten Tropfen so zu verschwenden. Angetütelt suchte ich den Weg ins Freie und versuchte durch Spazierengehen in den parkähnlichen Anlagen den Rausch zu vertreiben. Der Park war wunderschön angelegt, mit Rosengärten, 300 Jahre alten Kampferbäumen und anderem Grünzeugs. Exotische Früchte hingen an den Bäumen, die ich nur aus dem Supermarkt kannte, aber den dazugehörigen Baum zum ersten Mal sah. Die Häuser waren in kapholländischen Stil errichtet (große bogenförmige Giebel und Reetdach) und machten einen sehr gepflegten Eindruck. Ein Gebäude stammte aus dem Jahr 1789 und war auch noch mit Möbeln aus dieser Zeit ausgestattet.
Kapstadt
Nachdem alle wieder einigermaßen nüchtern waren, ging die Fahrt weiter nach Kapstadt. Unser Hotel lag am anderen Ende der Bucht von Kapstadt am Bloubergstrand. Das hatte den Vorteil, dass man einen exzellenten Blick über die Bucht und auf den Tafelberg hatte. Getopt wurde das Ganze noch, weil unser Apartment im elften Stock lag. Wir trauten unseren Augen nicht, eine Luxussuite: drei Schlafzimmern, zwei Bäder, zwei Terrassen, ein Wohnzimmer mit offener Küche. Ich will hier nie wieder weg!!! Und das alles für 26 Euro pro Nase und Nacht. Unfassbar! Da bekommt man zu Hause grad mal in einer Jugendherberge unter. Alles war vom Feinsten eingerichtet und bestimmt von einem berühmten Innenarchitekten designt, wir konnten es nicht fassen. Das mitreisende Pärchen verbrachte gleich den nächsten Tag im Hotel und wollte auf keinen Fall einen Ausflug unternehmen. Der absolute Hammer war die Aussicht von der Terrasse. Unzählige Kitesurfer bevölkerten die Bucht und der Blick auf Kapstadt mit dem Tafelberg verschlug uns den Atem. Mit einem Bier in der Hand oder einem guten südafrikanischen Rotwein ließ sich die Aussicht noch mehr genießen. Wir waren echt geflasht. Auch direkt von Bett aus hatte ich diesen Blick auf den Tafelberg. Da hieß es, Vorhang auf statt Schotten dicht. Normalerweise mag ich es schön verdunkelt, damit man auch lange schlafen kann. Diesmal blieben die Jalousien oben 🙂
Am Abend wollten wir beide eine Flasche Wein im Supermarkt kaufen, um uns am Abend den Ausblick noch zu versüßen. Aber uns wurde kein Alkohol verkauft. Um 18:00 Uhr knallte ein dickes Gitter vor den Spirituosen herunter, kein Verkauf von Alkohol nach dieser Zeit. Es war 10 nach 6. Mit langen Gesichtern standen wir vorm Gitter, aber die Verkäuferin ließ sich erweichen von unserem Gejammer und packte heimlich eine Flasche in eine Tüte und überreichte sie uns. Top! Den Abend verbrachten wir in einen Fischrestaurant gegenüber und aßen – natürlich Fisch. Südafrika ist nicht nur ein kulinarisches Highlight für Liebhaber exotischer Fleischsorten, auch das Fischfood ist absolut top und sehr frisch. Austern, Krebse, Hummer, Tintenfisch und Co und natürlich Kingklip, den wir schon aus Namibia kannten, fanden sich auf der Speisekarte. Alles sehr lecker. Das Restaurant besuchten wir am nächsten Tag gleich nochmal, weil wir es sehr gut fanden.
Am nächsten Morgen grad aufgewacht, warf ich erst mal einen Blick auf den Tafelberg. Er lag in der Morgensonne und es versprach heute also wieder ein sehr sonniger Tag zu werden. Das Frühstück nahmen wir in dem sehr stylischen Café nebenan ein. Unser Fluglehrer prüfte die Flugbedingungen am Signal Hill, aber der Wind war zu stark und wir konnten keinen Flug vom diesem Berg hoch über Kapstadt wagen. Sehr schade, aber der starke Wind ist hier meistens das Problem. So fuhren wir in die Stadt rein. Neben dem Highway breiteten sich kilometerlang die Townships aus, alle mit großem Zaun drumrum und Flutlichtanlagen. Zum Teil waren die Häuser aber neu gebaut, eins wie das andere, es wird also wohl einiges unternommen um die Bretterhütten abzureißen, so mein Eindruck. An der Waterfront wurden wir aus dem Bus geworfen und uns selbst überlassen. Nachdem wir eine eine Mall besichtigt hatten, indem allerlei einheimisches Handwerk angeboten wurde, entschlossen wir uns Kapstadt mit einem offenen Doppeldeckerbus zu erkunden. Der fuhr durch die ganze Stadt und man konnte aussteigen und zusteigen, wo man wollte. Neben den alten Häusern im kapholländischen Baustil prägten moderne Hochhäuser die Stadt. In den Straßen herrschte ein quirliges buntes Treiben. Zwar war es toll, auf dem Deck des Cabriobuses zu sitzen, aber auch sehr heiß. Die Tour führte uns zuerst zum Tafelberg. Man konnte den 1.000 m hohen Tafelberg erwandern, aber es führte auch eine Seilbahn hinauf. Wir waren faul und ließen uns hinaufgondeln. Von unten sah der Tafelberg gar nicht so hoch aus, aber von hier oben hatte man einen gigantischen Blick über die Stadt. Phantastisch. Das Fußball-Weltmeisterstadion konnte man deutlich sehen und auch Robben Island. Hier hätte ich stundenlang in die Tiefe blicken können, aber der Tafelberg bot sich auch zum Wandern an. Überall waberten Wolkenschwaden den Berg hinauf. Gelegentlich wurde es neblig, dann befanden wir uns gerade in einer Wolke. Echt bizarr. Wir wanderten lange das Tafelbergplateau ab, immer mit Blick auf die Stadt und die Umgebung. Was für eine atemberaubende Kulisse.
Bei der weiteren Stadtrundfahrt lernten wir den Clifton Beach kennen, sahen das Kapstadt-Stadion der Fußball-Weltmeisterschaft von 2010 aus der Nähe und erkundeten die Waterfront am Hafen. Auf diesem restaurierten Werft- und Hafenviertel verbrachten wir den Nachmittag. Hier war unglaublich viel los, Schulkinder in rosa Schuluniformen (das war eine Mädchenklasse 🙂 ), Straßenmusikanten die mitreißende Trommelmusik spielten – Kapstadt ist wirklich eine tolle und bunte Stadt. Abends sahen wir wieder die Sonne hinter dem Tafelberg untergehen, diesmal ohne ein Glas in der Hand.
Am Kap der guten Hoffnung
Auch heute war der Signal Hill nicht fliegbar. Leider. So unternahmen wir einen Ausflug ans Kap, dazu fuhren wir in Richtung Süden. Vorbei an den lustigen bunten Badehäuschen in Muizenberg. Dann hielten wir an einem Strand. Ich traute meinen Augen nicht. Die Badegäste hatten einen schwarz/ weißen Frack an – Pinguine. Was machen die hier in Südafrika?? Ich dachte die gibt es nur in der Antarktis? Sind die hier rübergeschwommen? Die Pinguine so aus der Nähe zu betrachten und ihnen beim eleganten Schwimmen im Meer zuzuschauen, war schon ein tolles Vergnügen. Auch kleine Babypinguine tummelten sich am Strand, die waren noch ganz flauschig. Nachdem wir diese Bildungslücke geschlossen hatten, ging es weiter Richtung Süden. Endlich erreichten wir das Kap der Guten Hoffnung, die Südspitze Afrikas. Wir liefen einen Berg zu einem Leuchtturm hinauf. Auf dem Weg dorthin lauerten uns Paviane am Wegesrand auf. Die Paviane hatten sich darauf spezialisiert Touristen zu bestehlen. Ich erschrak heftig, als solch ein Affe meinem Weggefährten eine Wasserflasche aus der Hand riss. Dann setzte sich der Pavian gemütlich am Wegesrand hin und begann die Fläche zu öffnen (aufzubeißen) und auszutrinken. Ich glaub es ja nicht! Sowas hatte ich auch noch nicht gesehen. Echt clever das Bürschchen. Hoch oben am Leuchtturm hatte man einen phantastischen Weitblick über das Meer.
Ein Pfad führte von hier aus zum Kap der guten Hoffnung hinunter. Auch wir machten uns auf dem Weg dorthin und wanderten vorbei an steilen Klippen und atemberaubenden Aussichten. Die Antarktis konnte man von hier aus doch nicht sehen, lag wohl an der Erdkrümmung. Unterwegs entdeckten wir eine Antilope. Klippschiefer sausten vor unseren Füßen hin und her, aber sonst sahen wir kein Viehzeug. Das Kap der Guten Hoffnung war sehr gut besucht. Viele Touristen sparten sich die anstrengende Wanderung und fuhren gleich mit dem Bus dorthin. Am Schild „Cape of the Good Hope“ gab es lange Warteschlangen! Zum Fotografieren! Unglaublich. Gerne hätte ich noch eine Straußenfarm hier in der Nähe besucht, aber leider war dafür keine Zeit mehr. Am späten Nachmittag kamen wir wieder in Kapstadt an. Hier besichtigten wir noch das Malaienviertel am Fuße des Signal Hill. Alle Häuser hier erstrahlten in grellbunten Farben. Dieses Viertel wird mehrheitlich von Kapmalaien bewohnt, das sind Nachfahren der Sklaven die während der Kolonialzeit aus Südostasien hierher kamen. Ich suchte mir ein Haus, welches farblich zu meinem T-Shirt passte und Jens machte ein Foto. Nachdem wir dieses Farbenrauschviertel wieder verlassen hatten, begann unser letzter gemeinsamer Abend hier in Kapstadt.
Safari
Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von der netten Truppe und während die meisten von uns ins kalte Deutschland zurückfliegen, wollten wir ein paar wilde Tiere Südafrikas aus der Nähe beobachten. Dazu fuhren wir ins Hinterland von Kapstadt. Ich freute mich schon sehr auf die Safari, auch weil versprochen wurde, dass man hier die Big Five sehen kann. Angekommen, mussten wir mit unserem Auto einen hohen Zaun passieren, auch der Boden war mit Gittern gesichert, ich kam mir vor wie im Jurassic Park. Dann befanden wir uns auf dem Gelände, neben der Straße graste ein Elefant. Wir gaben Gas, ehe er sich umdrehen konnte. Dann verließen wir wieder das Jurassic-Park-Gelände und kamen in einer Lodge an. Die Lodge war afrikanisch eingerichtet mit Holzschnitzereien und Zebra-Servietten, wie man das hier auch erwartet. Wir könnten keine anderen Gäste entdecken. Wir erfuhren, dass wir eine Privatführung bekämen mit unserem Guide, leider gesellten sich dann noch drei Holländer dazu. Als wir alle vollzählig waren, ging es los im offenen Safari-Fahrzeug zurück in den Jurassic Park. Zuerst besuchten wir die Elefanten. Der Guide erzählte, dass der eine Bulle bisschen aggressiv ist. Der Guide entfernte sich vom Auto um einen Elefantenklumpen aufzuheben und einiges zu erklären. Der Bulle schielte derweil zu uns rüber und setzte sich langsam in unsere Richtung in Bewegung. Ich wurde ziemlich unruhig und hoffte, dass der Fahrer es noch rechtzeitig bis zum Auto schafften würde. Das war zum Glück der Fall und ergab Gas. Als nächstes besuchten wir die Zebra-, Gnu- und Antilopenherden. Alle präsentierten uns stolz ihren Nachwuchs, sehr süß. Im Gebüsch lagen faul zwei Nashörner, beide hatten keine Hörner mehr. Da mein Englisch nicht so perfekt ist, habe ich jetzt nicht verstanden, ob Wilderer die Hörner abgesägt hatten oder ob es die Wildhüter hier vorsorglich gemacht haben, damit die Tiere nicht getötet werden wegen des Horns. Die Elefanten hatten sich derweil auf die Straße gestellt, die wir eingangs entlanggefahren sind und ließen ein Auto nicht durch. Mit einem normalen Pkw war es nicht möglich von der Straße abzuweichen und drumrum zu fahren. Ich war total froh, dass ich nicht in dem Auto saß. Schließlich kamen zwei Wildhüter und räumten die Straße von den Elefanten frei. Eine Büffelherde döste unter schattigen Akazien. Der Guide erklärte uns, dass die meisten Menschen in Afrika durch Büffel ums Leben kommen und nicht durch Löwen oder Elefanten. Zum Glück beachteten uns die Büffel nicht, sie waren mit Chillen beschäftigt. Ein Strauß rannte uns über den Weg, aber der gehört ja nicht zu den Big Five. Trotzdem toll.
Am Schluss der Tour besuchten wir die Löwen. Diese hatte man allerdings separat untergebracht, denn sonst wäre der kleine Safaripark wahrscheinlich bald leergefressen. Man konnte dem Rudel ganz nahe kommen, nur durch einen Zaun getrennt. Der Macholöwe lag faul auf dem Rücken und sonnte sich. Überall lagen Knochen herum. Aber das waren wahrscheinlich keine Touristen, der Zaun machte einen stabilen Eindruck. Mir fiel auf, dass wir ja nur die Big Four gesehen hatten. Den Big Five sahen wir dann ausgestopft in der Lodge, der einzigste Leopard wurde vor kurzem von einer Schlange gebissen und verstarb. So die Geschichte dazu. Hm. Ein bisschen Schmuh war das schon. Dann gab es ein leckeres Safariessen, ich langte beim Straußenfleisch zu. Tja schon komisch, erst besichtigt man die Tiere in freier Wildbahn und dann kann man probieren, wie sie schmecken 🙂 Zum Schluss machten wir es uns noch etwas gemütlich in der Lodge und unterhielten uns mit dem Guide, der natürlich auch deutsche Vorfahren hatte (Gericke hieß er). Dass wir in Südafrika Gleitschirm geflogen sind, fand er cool. Auf einer einsamen Straße verließen wir wieder die Lodge und fuhren so kilometerlang gedankenverloren vor uns hin. Plötzlich kam uns ein Auto auf unserer Spur entgegen. Wir erschraken mächtig, Jens bremste scharf und lenkte unser Auto aufs Bankett, dass die Steine nur so zur Seite flogen. Erst jetzt realisierten wir, dass wir die ganze Zeit auf der falschen Straßenseite gefahren waren. Wir kurbelten die Scheibe herunter, riefen „Sorry, sorry“ und gaben als Entschuldigung an, dass wir aus Deutschland kämen. Zum Glück waren die nicht weiter sauer auf uns und wir fuhren weiter. Diesmal auf der richtigen Seite, also links.
An unserem letzten Abend hier in Kapstadt waren wir schon etwas wehmütig. Nach einer weiteren Nacht im Traumhotel verbrachten wir den Vormittag mit einem Strandspaziergang. Allerdings stellte sich das als nicht gerade gemütlich heraus. Der Wind wehte derart heftig und wirbelte Trilliarden Sandkörner auf, dass man schön sandgestrahlt wurde. Das tat echt weh. Mit Jacke, Kapuze und Tuch vorm Gesicht stemmten wir uns gegen den Wind. Dutzende Kitesurfer preschten auf den Wellen dahin, beachtlich was die für Luftsprünge vollführten, ich schätzte mindestens zehn Meter hoch. Manchmal flogen sie regelrecht eine Weile durch die Luft, nachdem sie von einer hohen Welle in die Luft gehüpft waren. Faszinierend. Bei denen fängt der Spaß erst an bei so einem starken Wind, während er bei Gleitschirmfliegern hier definitiv aufhört. Nach dem Sand-Peeling ging’s zurück zum Hotel und dann zum Flughafen. Ein traumhafter Flugurlaub in einem so tollen Land ging zu Ende. Und wir beschlossen, wenn wir uns nicht mehr ums Brötchenverdienen kümmern müssen, werden wir hier die Winter verbringen, in einem tollen Haus am Meer und fliegen, fliegen, fliegen…