Reisebericht

Cerveza – eine wichtige Vokabel

Wenn Anfang November das Mistwetter einsetzt und die Bergbahnen in den Alpen den Betrieb einstellen, tja wo kann man da noch fliegen gehen und es soll nicht so weit weg sein? In Algodonales. Liegt ganz im Süden von Spanien und ist wettertechnisch besser dran. Wir fanden noch eine Flugschule, die uns bereitwillig mitnahm und so stiegen wir in den Flieger via Madrid nach Málaga. Am Flughafen wurden wir abgeholt. Algodonales liegt ca. 1 1/2 Stunde von der Küste entfernt. Pünktlich zum Abendessen kamen wir an. Bei Wein und gutem spanischen Essen lernten wir die anderen Piloten unserer Fliegerreisegruppe kennen. Als erstes bestellte ich mir ein Landebier, Cerveza hier genannt (eine wichtige Vokabel!), schließlich bin ich heute nach Málaga geflogen. Beim Essen schaute ich etwas irritiert in die Speisekarte – alles auf Spanisch. Das kam mir echt spanisch vor. Während die anderen das Essen in der Landessprache bestellten, musste ich mit dem Finger auf die Karte zeigen. Empfehlenswert ist immer Tapas zu essen. Das sind kleine Portionen, die in Wirklichkeit aber gar nicht so klein sind, denn mehr wie drei Tapas wollte mein Magen nicht aufnehmen. So konnte man mehrere Speisen probieren und hatte dadurch die Speisekarte schneller rauf und runter gegessen. Es schmeckte sehr gut. Leckerer Avocadosalat mit Shrimps, gebackene Tintenfischringe und Fleisch mit Gorgonzolasoße – dann war ich satt. Eine Medium Portion hatte Normalgröße und bei einer Grandeportion mussten sich die Beilagen am Tellerrand festhalten, das war ein Berg Essen auf einem Teller in Übergröße. Mit Knoblauch wurde hier am Essen nicht gespart, aber da wir alle Knoblauch aßen, gab es jetzt keinen der in Ohnmacht fiel wenn man sich mit ihm unterhielt. Nach diesem netten Abend freute ich mich auf das Fliegen morgen. Jetzt hieß es nur noch unsere Unterkunft finden. Alle Häuser sahen hier gleich aus – weiß. Hier glich wirklich ein Haus dem anderen und jede Straße der anderen, hier gab es nur den andalusischen Baustil. Aber wir fanden doch gut heim, so nüchtern waren wir noch. Unsere Unterkunft war so eine Art WG, jeder hatte ein Zimmer mit Bad, es gab außerdem noch einen Aufenthaltsraum, eine Küche, eine Terrasse und einen Raucherbalkon. Alles war gemütlich eingerichtet und mit den Azulejos, den typisch bunt gemusterten Fliesen, verziert. Das einzigste Manko, nach dem Duschen stand immer das Bad unter Wasser.

Wie in Spanien nicht zu erwarten, war das Wetter am nächsten Tag schlecht. Uns wurde versichert, dass letzte Woche jeden Tag geflogen wurde und es über 25 Grad hatte. Aktuell war ich froh doch ein paar wärmere Klamotten für Spanien eingepackt zu haben, was ich erst nicht vorhatte, da ich ja nach Spanien geflogen bin wo es doch warm sein sollte.

 

Fliegen bei El Bosque

Der Windsack am Startplatz El Bosque hat schon arg gelitten, scheint hier oft starkwindig zu sein.

Nach einem ausführlichen Briefing wurde entschieden nach El Bosque zu fahren, weil der Startplatz etwas geschützt liegt und es dort oft geht wenn es woanders nicht geht. Bei einem Fliegerspot in der Sierra Nevada wären heute wohl auch gute Bedingungen gewesen, aber da lag Schnee. Und wir sind ja nicht hierher nach Spanien gekommen, um im Schnee zu fliegen. Mit unseren zwei Kleinbussen hielten wir in Algo noch an einer Quelle, um unsere Wasservorräte für den Tag aufzufüllen. Das gefiel mir sehr gut. Kein Einkauf mit Wasserflaschenschlepperei im Supermarkt. Auch Pferde tranken aus dieser Quelle, also musste sie ja gut sein. Wir fuhren durch eine sehr schöne Landschaft, hügelig, überall Olivenbaumplantagen, weiße Dörfer klebten am Berg oder obenauf oft zusammen mit einer Burg. Echt schön hier. In El Bosque besichtigten wir den Startplatz, das letzte Stück musste man steil bergauf laufen, das war also ein bisschen hike and dann hoffentlich viel fly. Oben angekommen wehte uns ein heftiger Wind um die Ohren. Kein Flugwetter. Der Landeplatz war in Sichtweite und sehr groß. Das gefiel mir. Neben dem Landeplatz befand sich eine eingezäunte Wiese mit vielen Stieren. Puh, da möchte ich aber nicht den Landeplatz verfehlen und dort einlanden müssen. Besonders wenn man einen roten Schirm hat 🙂  Ein Pilot ist mal bei den Stieren gelandet, hat er mir erzählt, ist aber nichts passiert. Wohl deshalb, weil sein Schirm auch keine rote Farbe hatte. Im Ort El Bosque gab es eine Stierkampfarena, da ist wohl unser Fluglehrer mal gelandet. Würde ich jetzt aber nicht unbedingt nachmachen, auch wenn gerade keine Stiere anwesend sind. Um an dem Tag noch etwas Sinnvolles zu machen, packten wir unsere Schirme am Landeplatz aus fürs Groundhandling. Das Problem war, es hatte in der Nacht ordentlich geregnet. Weiter hinten im Feld war es noch matschiger, da hatte man gleich einen Batzen Dreck am Stecken äh am Schuh. Und bei jeden Schritt vergrößerte sich der Schlammklumpen an den Füßen. Ähh. Das Beste war, das der Schirm immer schön in der Luft blieb und ja nicht zu Boden fiel. Am Abend ging es wieder lecker Essen in einer Bodega im Ort.

 

In Conil an der Atlantiküste

Heute war das Wetter schon wieder schlecht. Ich war enttäuscht. Zwar regnete es nicht, das wurde schon in der Nacht erledigt, aber der Wind wehte heftig durch die Gassen. Und am Raucherbalkon wurde der Aschenbecher geleert. Beim morgendlichen Briefing wurde wieder ausgiebig das Wetter und die vielen verschiedenen Fluggebiete analysiert und wo es denn gehen könnte. Eine Chance bestand an der Küste, also fuhren wir nach Conil an den Atlantik. Unterwegs kamen wir bei Vejer de la Frontera vorbei, einer Hangkante, an der man auch fliegen kann. Wir besichtigten den Berg kurz, aber auch hier wehte uns der Wind schon kräftig um die Ohren. An der Atlantikküste angekommen, bemerkten wir, dass noch andere Flugschulen die Idee hatten hierher zu fahren. Der Strand war voller Schirme, alle machten Groundhandling, ein paar Unerschrockene befanden sich in der Luft. Wir fanden noch ein freies Plätzchen am Strand und übten Rückwärtsstart. Klappte super bei mir. Ein paar Profis von uns waren inzwischen auch in der Luft und hatten von oben einen Startplatz an der Klippe entdeckt. Während die anderen Piloten einpackten und nach Hause fuhren, machten wir uns auf zu diesem Klippenstartplatz. Der Startplatz sah irgendwie nicht offiziell aus. Das Gebüsch hatte man beiseite geräumt und ebenso den Zaun, der Leichtsinnige vor dem Abgrund schützen sollte. Hier blickte man ca. 100 m in die Tiefe. Falls man den Start versemmelt, wird der Sturz aber nicht von weichem Gebüsch abgefangen, sondern von großen Felsblöcken und Steinen unten am Strand 🙂  Wegen der Flut stand der Strand auch nur mit der Hälfte seiner Fläche zur Verfügung. Aber nebenan war ja noch der große Badestrand. Toplanden ging auch. Ich konnte mich nicht so recht entscheiden und beschloss abzuwarten. Aber fast alle flogen raus und soarten die Kante ab. Ok, dachte ich, sieht doch easy aus. Als ich meine Sachen holen wollte, wurde mir geraten nicht zu starten. Am Horizont brauten sich schwarze Wolken zusammen und es sollte wohl nicht mehr lange dauern bis es hier regnet. Ziemlich frustriert kippte ich ein Landebier in mich rein. Danach ließ es ich leichter ertragen, das ich das Zeitfenster zum Starten mal wieder verpasst hatte. Jens landete top, andere Piloten auch, der Rest machte eine Strandlandung. Jens war mega happy über seinen Flug. Die Stimmung am Startplatz war super cool, alle hatten beste Laune und wir schauten noch einem Franzosen zu, der bei leichtem Nieselregen zusammen mit seiner Freundin noch einen Flug bei diesem langsam einsetzenden Mistwetter machte. Auf dem Rückweg hielten wir in einer sehr schönen Taverne und ließen es uns bei gutem Essen und spanischem Rotwein gut gehen. Draußen hatte unser Fluglehrer Sven aus der Tavernenwand eine Leinwand gemacht und wir schauten die Videos von unserem Groundhandling und von unseren Flügen an. Wenn auch nicht geflogen, so war es trotzdem cooler Tag für mich.

 

Für die Glücksgefühle – Schokolade statt Fliegen

Wir sind nicht die Einzigsten hier…

Heute war wieder El Bosque Wetter. Zwar gibt es hier eine große Auswahl an Fluggeländen für alle Windrichtungen, aber nur an diesem Berg konnte es heute eventuell gehen. Nach unserem kleinen Workout hoch zum Startplatz sahen wir, dass auch viele andere Flugschulen in El Bosque versammelt waren. So einen Massenandrang am Startplatz hatte ich noch nicht gesehen. Mit Anstellen und so. Wie ich feststellte, war aber alles hervorragend organisiert. Man musste sich flugbereit in der Schlange anstellen und am Startplatz standen drei Fluglehrer die alle ruckzuck in die Luft beförderten. Das ging echt schnell. Wenn da ein Pilot mit unsortierten Leinen ankam, wurde der gleich aussortiert und durfte sich nochmal anstellen. Die Warteschlage wurde also schnell kleiner und die meisten Piloten befanden sich in der Luft. Das Wetter sah düster aus, dunkle Wolken hingen über dem Tal, aber es regnete nicht. Es war starkwindig und manche Starts sahen echt lustig aus. Nach dem Start musste man keine Kreise drehen oder so, man wurde gleich von den Wolken angesaugt. Ohne Zutun ging es bei allen nach oben. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Mir war es eindeutig zu starkwindig für den Start. Und mit angelegten Ohren sich aus den Wolken wieder abzuseilen, dazu hatte ich auch keine Lust. Jens startete, kam gut raus und hatte wieder einen Hammerflug. Die Schirme hatten wenig Vorwärtsfahrt und da keiner Kurven flog, sah es aus, als ob sie da oben alle aufgefädelt waren. Der Himmel war voller Gleitschirmflieger, fast alle befanden sich in der Luft, nur einige so wie ich flogen nicht. Leider lies der Wind gegen Abend nicht nach, sonst wäre ich auch noch gestartet. Eine Gruppe fliegender Holländern war auch am Berg und als sich alle Piloten in der Luft befanden, fuhr ich mit dem Fluglehrer wieder zurück zum Landeplatz. Der war echt sehr lustig, wir hatten eine nette Unterhaltung und er erinnerte mich an Rudi Carrell. Am Landeplatz kam mein Schirm dann noch für eine Groundhandling-Session zum Einsatz.

Der Wind pfeift uns um die Ohren. Trotzdem starten einige Piloten.

Nach umfangreicher Analyse der Wetterkarte sollte es heute zum Hausberg von Algo gehen, Sierra de Lijar in der Nähe der Ortschaft La Muela. Hier gibt es je nach Windrichtung verschiedene Startplätze. Bei unserem Startplatz befand sich der Landeplatz in Sichtweite am Fuße des Berges. Hier waren auch bereits wieder alle anderen Flugschulen versammelt, wie immer, aber nur wenige Piloten flogen auch. Der Wind war hier noch stärker als am Vortag, Spitzenwerte bewegten sich bei 38 km/h, wie unser Windmesser anzeigte. Wir konnten ein paar spektakuläre Starts beobachten, einer flog gleich nach dem Start mit gezogenen Bremsen rückwärts und landete in einem Baum. Für Abwechslung war also gesorgt, aber von unserer Gruppe gingen nur zwei Piloten an der Start. Neben dem Startplatz machte sich eine Schafherde breit, man war sozusagen eingekesselt von den Viechern 🙂  Am Landeplatz warteten wir auf den einen Piloten vergebens. Über Funk oder Handy war er nicht zu erreichen. Pfiffige Spanier hatten am Landeplatz eine mobile Landebar aufgebaut und ich deckte mich mit Süßkram ein. Wenn ich schon keine Glücksgefühle durch Flüge sammeln konnte, so doch wenigstens durch Schokolade. Noch etwas chillen am Landeplatz, dann fuhren wir nach Montellano. Unser Pilot landete dann später irgendwo bei Ronda und musste den Bus nehmen, da Ronda an den Nahverkehr angebunden war. Ronda hätte ich auch sehr gern mal besichtigt, denn die maurisch geprägte Altstadt ist auf jeden Fall einen Ausflug wert. Ronda liegt auf einem rundum steil abfallenden Felsplateau und ist über uralte historische Steinbrücken mit Außenwelt verbunden. Aber erst Fliegen und dann Kultur. Ich gab die Hoffnung nicht auf.

In Montellano gibt es eine Hügelkette, nicht sehr hoch, aber wohl gut zum fliegen. Nur nicht heute, auch hier pfiff der Wind. Also wieder zum Geheimtipp El Bosque. Hier waren inzwischen auch schon wieder alle anderen versammelt. Die Sonne macht sich auf, um hinter den Bergen zu verschwinden, aber der Wind stand optimal an und es ging zum Fliegen. Ich konnte es nicht glauben. Sven hatte wieder mal den richtigen Riecher gehabt wo es geht, bzw. er stand ja immer in engem Kontakt mit seinen „Außendienstmitarbeitern”, der ihn über die Wetter- und Windlage vor Ort unterrichteten. Wieder Warteschlange am Startplatz, auch ich hatte beschlossen, dass ich heute unbedingt fliegen will. Sind ja super Bedingungen hier, wer hätte das gedacht nach dem Sturm am Hausberg. Also reichte ich mich voller Vorfreude in die Warteschlange ein, aber kurz bevor ich den Startplatz erreichte, verschwand die Sonne. Sofort drehte der Wind und kam von hinten. Ich konnte es nicht fassen! Aber weiteres Warten nützte nichts – es blieb beim Rückenwind. Fast alle befanden sich in der Luft (auch Jens), nur paar vereinzelte Piloten standen noch am Startplatz herum. Ich muss uns bedingt meine Startvorbereitungen beschleunigen! Eine Riesenpaella am Abend tröstete mich dann etwas, die war sowas von lecker. Und wer hätte das gedacht, ruckzuck war die riesige Pfanne leer.

 

Endlich – Andalusien von oben

Pah, der Tag ging ja gut los – Regen. Da konnte man die Wetterkarten noch so hin und her wenden, es änderte nichts. Nach einem ausgiebigen Frühstück in unserer Frühstücksbodega, ging ich noch bisschen shoppen im Chinaladen vor Ort, der über Regenschirme, Kinderspielzeug, Werkzeug, Klamotten, Geschirr und Dekoratives wirklich alles hatte, was man so zum Leben braucht. Ich erstand paar Badeschlappen für unser allmorgendlich überschwemmtes Bad. Dann legte ich mich zur Mittagsruhe. Am Nachmittag hörte der Regen auf und es zeigten sich sogar ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen. Sven interviewte seine „Außendienstmitarbeiter“ und wollte nach El Bosque fahren, kaum dass es aufgehört hatte zu regnen. Ein paar winkten ab und blieben in Algo. Ich fuhr mit, weil mir langweilig war, aber nicht weil ich daran glaubte, dass es heute zu fliegen ging. Als wir ankamen, befanden sich bereits Schirme in der Luft. Ich konnte es kaum glauben. Der steile Weg zum Startplatz hinauf erwies sich als ziemlich verschlammt und rutschig. Unfallfrei da oben angekommen, fand man auch hier kein trockenes Plätzchen. Aber egal, juhu es ging zum Fliegen. Nach dem Schirmauslegen hatte auch mein Mescal ein braunes Muster. Am Startplatz war wieder das eingespielte Dreierteam am Arbeiten und hauten im Minutentakt einen Schirm nach dem anderen raus. Ein sehr mutiger Pilot stand in kurzen Hosen am Startplatz, ein Liegegurtzeug suchte vergebens an seinem Hintern. Denn es war ziemlich kalt hier oben, ich hatte alle Jacken übereinander gezogen, die ich in meinem Koffer fand. Ob er erfroren ist während des Fluges, ist leider nicht überliefert. Der Wind stand optimal an, mein Start klappte super und voila – ich war in der Luft. Das Coole daran war, man musste nicht groß Thermikkreise ziehen, man blieb einfach oben. Ich war schwer begeistert und flog am Berg hin und her. Über mir kreisten die Geier. Ich weiß jetzt nicht, was das zu bedeuten hatte. Vielleicht gaben sie nicht viel auf meine Flugkünste und sahen mich schon abstürzen 🙂  Aber nicht nur die Geier blieben mühelos oben, ich auch. Immer wieder sah ich sie im Vorbeifliegen, ihre Flügel hatten eine beachtliche Spannweite (bis zu 2,70 m). Die Spannweite meines XS-Schirms war vielleicht nicht so beeindruckend, aber trotzdem kamen sie neugierig heran. Ich fand das einmalig, gemeinsam mit diesen Geiern zu fliegen! Unglaublich! Hier in Südspanien gibt es die größte Gänsegeierpopulation von Europa. Deshalb ist es auch sehr wahrscheinlich, dass einem hier so ein Geier über den Weg fliegt. Der Berg von El Bosque war voller bunter Schirme, alle chillten da gemütlich, einen Grund zum Landen gab es nicht. Die Sonne war langsam am Versinken und ich machte mich mal so langsam auf in Richtung Landeplatz. Die Stierwiese wurde weiträumig von mir umflogen und ich landete sicher auf dem sehr großen Platz. Das Landebier hatte ich mir heute ausnahmsweise mal verdient. Die Sonne war schon fast weg, aber immer noch befanden sich Piloten in der Luft, der letzte landete echt im Dunkeln. Es waren sehr viele Gleitschirmflieger hier, die mobile Landebar war auch den Piloten hinterhergereist und laute Musik sorgte für die entsprechende Stimmung. Ja so muss das sein. Ich befand mich in bester Laune. Es war stockdunkel, als wir wieder zurück nach Algo fuhren und alle gröhlten laut mit bei der Musik im Bus. Wir hatten ja zwei Kleinbusse. Sven seine Musik war rockig, bei Antje eher chillig. Heute fuhr ich in Svens Bus mit. Passte zu meiner Stimmung. Abends in der Bodega schaffte ich heute sogar vier Tapas und ein großes Landebier.

 

Gemeinsam mit Geiern fliegen

Wie so fast jeden Tag, gab wieder nur das Gebiet El Bosque fliegerisch was her und deshalb war heute wieder El Bosque Tag. Die Schlepperei den Startplatz da hinauf nervt etwas, aber dafür gefällt mir das Fluggebiet sehr gut. Erst war es wieder ziemlich starkwindig, aber später ließ der Wind etwas nach. Wir sind schon eine lustige Truppe hier, die alles nicht so ernst nimmt. Zum Beispiel unsere Fliegerprinzessin Conny, immer mit Krönchen auf dem Haar und beim Flug auch auf dem Helm. Oder Christian, der mit einer knallpinken Federboa fliegt. Sieht auch in der Luft elegant aus. Während sich die Piloten am Startplatz drängten, herrschte in der Luft aber kein Gedränge. Da war genügend Platz für uns und die Gänsegeier, die auch wieder ihre Kreise zogen. Mein Flug war wieder mega, ohne Mühe blieb ich oben. Während Jens den Gipfelgrat entlangflog, hielt ich mich weiter vorn am Berg im Bereich der Felsen auf. Hier oben konnte man prima chillen und die Aussicht genießen. Die Gänsegeier nutzten auch den Aufwind über den aufgeheizten Felsen und so waren wir eine Zeit gemeinsam unterwegs. Bis jetzt bin ich nur in Nepal zusammen mit diesen riesigen Geiern geflogen. Irgendwann ging ich zum Landen. Unten wartete bereits ein Bus, der wieder hinauf fuhr. So ging es den ganzen Tag. Ich entschloss mich für einen Abendflug. Die Sonne stand jetzt tief hinter den Bergen und es wurde langsam dämmrig. So spät abends bin ich selten geflogen. Den Sonnenuntergang aus dieser Perspektive zu betrachten war echt Klasse. Auch die Gänsegeier genossen die Sonnenuntergangsstimmung. Kurz bevor die Sonne hinter den Bergen verschwand, wurde die Thermik und der Wind ausgeknipst. Gemütlich schwebte ich dem Landeplatz entgegen. Die Geier waren nicht mehr zu sehen, sie machten jetzt wohl auch Feierabend. Als ich landete, war es so gut wie dunkel. Auf einmal wollten alle Piloten zum Landen, weil man nicht mehr viel sah. Da gab es etwas Gedränge im Luftraum über dem Landeplatz. Es herrschte wieder super Stimmung hier, Musik, Bier und coole Leute. Ist leider auch unser letzter Tag, deshalb mussten wir es nochmal richtig genießen.

Heute ist leider unser Abreisetag. Wir verabschieden uns herzlich von der Truppe und von Sven und Antje, die diese super Reise organisiert hatten. Svens jahrelange Erfahrung in diesem Fluggebiet und dem Wetter hier (inklusive seiner „Außendienstmitarbeiter“) haben uns Flüge beschert, wo andere Flugschulen am Boden blieben. Respekt. Auf unserer Fahrt nach Málaga fuhren wir an Teba vorbei, einem markanten Felsen, der aus der Landschaft ragt. Piloten, die nicht wie wir abreisten, sind heute hierher gefahren. Und es ging zum Fliegen. Etwas neidisch schauten wir zu den Gleitschirmen hoch, sahen wie sie starteten und es mega nach oben ging. Für uns ging es aber nach Málaga zum Flughafen. Uns wurde erzählt, dass man diesen Berg auch vom Flieger aus sehen kann, weil die Flugstrecke da drüber führt. Ich hatte einen Fensterplatz und drückte mir die Nase platt, aber konnte Teba leider nicht entdecken. Schade. Dafür gab es auf einmal ein lautes ekelhaftes Geräusch im Flugzeug, welches ich so noch nie gehört hatte und was mich zu Tode erschreckte. Mein Leben lief in Sekundenschnelle vor mir ab. Die nächsten Minuten waren kaum zu ertragen. Dann war es vorbei und ich hoffte inständig, dass es auch nicht wiederkam. Ich tippte auf Triebwerksschaden, Jens auf das Fahrwerk. Er meinte, vielleicht hatte sich der Fahrwerksschacht nicht richtig geschlossen und sie haben bei vollem Speed während des Fluges das Fahrwerk nochmal aus- und wieder eingefahren. Wir wussten es nicht. Jedenfalls verlief der restliche Flug ohne Zwischenfälle und wir landeten bei erwartendem Mistwetter wieder sicher in München. Also Algo – wir kommen wieder!!

 

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