Reisebericht

Ankunft in Afrika

Was macht man wenn in Deutschland das beste Mistwetter herrscht und man fliegen gehen möchte?

Ab in den Süden.

Und zwar ganz weit in den Süden.

Genauer gesagt nach Namibia.

Während auf der Nordhalbkugel Winter herrscht, ist auf der Südhalbkugel Sommer (obwohl in Namibia ist ja eigentliche immer Sommer). In Frankfurt stiegen wir bei Eiseskälte in den Flieger. Zehn Stunden später am nächsten Morgen nach dem Frühstück sollten wir in Windhoek sein. Zeitverschiebung gibt es ja nicht, wie praktisch.

Ich hatte einen Fensterplatz und die letzten Lichter die ich sah, waren die brennenden Ölfackeln in der algerischen Wüste. Dann ging das Licht aus, sozusagen Schwarzafrika. Ich ging zu Bett und wachte erst bei Sonnenaufgang über Angola wieder auf. Leider konnte man nicht viel sehen, da alles in Wolken gehüllt war. Endlich erreichten wir Namibia und die Wolkendecke riss hier und da auf. Zu sehen war rote Erde und Buschland. Auch als der Flieger zur Landung ansetzte, änderte sich die Landschaft nicht. Ich war irritiert. Wo war die Hauptstadt? Nun ja, Windhoek wird schon noch auftauchen.

Mit diesen Geländewagen gehts in Richtung Küste.

Nach und nach fand sich unsere Gruppe zusammen, wir waren 16 Piloten. Mit dem Bus fuhren wir nach Windhoek, denn die Stadt war 40 Kilometer vom Flughafen entfernt. Aha. Wie man es in Afrika erwartet, schaute am Straßenrand eine Giraffe aus den Akazien! In der Windhoeker Autovermietung trafen wir auf unsere Reiseleitung und in vier weißen Geländewagen ging es weiter in Richtung Küste. Vier unserer Piloten wurden als Fahrer eingeteilt, das ging genau auf. Jens und ich nahmen auf den hinteren Plätzen Platz. So ganz entspannt saßen wir da aber auch nicht, denn der Fahrer hatte mit dem Linksverkehr zu kämpfen. Wir fuhren in Kolonne durch die Stadt und ehe man sich versah, waren wir als Geisterfahrer unterwegs. Uuuups. Großes Kopfschütteln bei den Einheimischen (schon wieder diese Touristen aus Germany) sowie lautes Gehupe mit Hupe und Lichthupe. Besonders tückisch gestalteten sich Kreuzungen oder wenn man irgendwo abbiegen wollte. Da musste man seitenverkehrt denken. Einmal hatten wir sogar den Anschluss an die Kolonne verloren … puh … aber ist ja alles gut gegangen. Endlich kamen wir aus Windhoek raus.

Das nächste Ziel hieß Okapuka Ranch, hier wartete ein reichhaltiges exotische Frühstück auf uns – was ich besonders nett fand – gespendet von unserer Flugschule. Alles sah hier sehr afrikanisch aus, die strohbedeckten Rundhütten, die Holzschnitzereien, die Angestellten… Auf der Wiese standen breite Akazien und Webervögel hatten sich ihre Nester in die Bäume gepappt. Beim gemeinsamen Frühstück stellten wir uns alle vor und lernten uns etwas näher kennen, ehe wir zur Weiterreise aufbrachen.

Die Fahrt zog sich hin. Die grüne Landschaft wurde karger und wüstenartiger. Einmal sah ich einen Menschen am Straßenrand hocken. Bei Vorbeifahren stellte sich heraus, daß es ein Affe war. Zum Glück rannte er nicht vor uns über die Straße, aber hier befand sich ja auch kein Zebrastreifen. In einem staubigen Kaff namens Usakos machten wir nochmals Pause um einen Kaffee bzw. Rock Shandy zu trinken. Rock Shandy ist ein typisches Getränk aus dem südlichen Afrika und besteht aus Bitter Lemon, Tonic Water, etwas Zitrone, Eiswürfel und Angostura. Ich traute meinen Augen nicht. Das Fläschchen Angostura stammte von der Fa. Riemenschmid aus Erding. Es hatte also die gleiche Anreise wie wir. Nach dieser Überraschung ging’s weiter in Richtung Swakopmund.

Endlich kamen wir an, unser Resort lag am Rand von Swakopmund und hatte einen schönen deutschen Namen. Das Apartement bestand aus zwei Schlafzimmer mit Bad und einem großen Wohnzimmer mit Küche. Dieses teilten wir uns mit einem anderen Pärchen. Auch konnte man draußen auf der Terrasse sitzen. Das Meer war auch nicht weit weg, man hörte es rauschen. Gewöhnungsbedürftig war der Elektrozaum, der das Anwesen umgab. Aber hier absolut üblich. Aber wir konnten ja das Tor benutzen 🙂 . Abends trafen wir uns alle im Kückis Pub. Wir liefen durch die Straßen und ich fand, dass Swakopmund schon eine seltsame Mischung aus deutschen Ostseebad und Afrika ist. Auch Kückis Pub sah innen und außen aus wie eine deutsche Kneipe. Nur die Kellner hatten eine andere Hauptfarbe und sprachen deutsch!! Wir bekamen einen extra Raum nur für uns allein. Die Sessel waren mit Samt bezogen und es war urgemütlich hier. Das Essen überraschte mich. Hier gab es alles, was vor der Küste im Meer rumschwamm: Südafrikanischen Fisch (Kingklip), Langusten, Muscheln, Tintenfisch, Krebse, Austern… Typisch deutsche Fleischsorten suchte man allerdings vergeblich. Hier wurde eher gebraten, was so vor der Haustür rumlief, zum Beispiel Oryx-Antilope, Springbock, Kudu, Strauß, Krokodil und sogar Zebra für die ganz Wagemutigen. Nach dem leckeren Mahl fielen wir todmüde ins Bett und waren schon sehr gespannt, was uns am nächsten Tag warten würde.

 

Wüstentraining

Unser Wüstencamp

Der nächste Tag begann vernebelt. Wie ich erfuhr, ist es hier jeden Morgen dunstig, da das Meer sehr kalt (die Strömung kommt aus der Antarktis) und die Würste sehr heiß ist. Sobald die Sonne aber stärker scheint, verzieht sich der Nebel im Laufe des Vormittags. Nach dem Frühstück fuhren wir alle zum Supermarkt, um uns mit Vorräten für den Tag einzudecken. Hier war auch unser Treffpunkt, denn danach (spannend) sollte es zum Fliegen an die Hausdüne gehen. In Kolonne fuhren wir aus der Stadt raus in Richtung Süden. Circa zehn Kilometer von Swakopmund  entfernt bogen wir von der Asphaltstraße ab. Da war sie also, unsere Hausdüne. Um sie zu erreichen, mussten wir ein Stück in die Wüste fahren. Um in dem Sand fahren zu können, musste man aus dem Reifen der Geländewagen etwas Luft herauslassen. Dadurch haben die Reifen mehr Grip im Wüstensand. Aha, hab ich gar nicht gewusst. Nachdem wir alle Reifen etwas platt gemacht hatten, ging es weiter. Das erwies sich aber als schwierig, da man ja nicht so rutschige „Straßen“ gewöhnt war. Wir holten tief Luft, Allradantrieb rein, Gasgeben und los. Natürlich kamen wir nicht weit und blieben im Sand stecken. Außerdem musste man mit dem Lenkrad hin und her lenken, als ob man auf Glatteis fährt. Falls wir im Sand stecken bleiben sollten, wurden wir instruiert, sollten wir rückwärts wieder raus fahren. Leider machen wir das ein paar Mal. Irgendwann merkte unser Fahrer, das man unterwegs möglichst keine Gänge schalten sollte, denn dann blieb man immer stecken. Also Vollgas geben und jaaaa nicht anhalten. So schafften wir es dann doch bis zur Düne. Das klappte übrigens von Mal zu Mal besser. Als nächstes hieß es Zelt aufbauen, da musste jeder mithelfen. Nachdem wir mit den Autos eine Wagenburg gebaut, in der Mitte ein Zelt errichtet, die Stühle hingestellt, einen Tisch mit Kaffee und Kuchen aufgestellt hatten – konnte es endlich losgehen. Zuerst sollten wir mal unsere Düne besichtigen, das hieß zu Fuß den Dünengipfel erklimmen. Die Düne war erstaunlich groß, eine kleinere wäre nicht so anstrengend gewesen. Der Aufstieg war beschwerlich und die Sonne knallte vom Himmel. Oben angekommen bot sich ein toller Ausblick. Auf das Meer. Und noch mehr Sand.

Piloten, die schon öfters hier waren, befanden sich bereits in der Luft. Dann begann der Namibia –Gleitschirm-Starkwindkurs. Das Gleitschirmfliegen hier in Namibia ist ganz anders bei uns zu Hause. Man startet zum Beispiel nicht von oben sondern von unten. Am Fuß der Düne breitet man seinen Schirm aus und läßt sich mit Hilfe des Windes die Düne hinaufziehen. Dazu gibt es eine spezielle Technik, wie man den Schirm im Wind halten muss. Wer es kann, bei dem sieht es echt lässig aus. Außerdem ist der Wind recht stark. Mit Rückwärtsaufziehen kommt man nicht weit, da kann es passieren, dass es einem gleich den Schirm wegfetzt. Besser ist ein Kobrastart, da hat der Wind nicht so viel Angriffsfäche am Tuch. Was wir noch lernten: Wie halte ich den Schirm unter Kontrolle bei starkem Wind? Wie bekomme ich den ganzen Sand wieder aus meinen Schirm (nämlich geschickt in der Luft umdrehen und dann ausschütteln). Das waren nur einige Punkte bei unserem Gleitschirm-Starkwindkurs. Wenn man diese beherrscht, weht es einen zu Hause auch nicht mehr so leicht um. Besonders mir bereitete ein bisschen stärkerer Wind am Hausberg immer Probleme, dann bin ich einfach nicht fliegen gegangen. Nach Namibia hat sich das grundlegend geändert!! Das ist wirklich toll. Wir Neulinge bekamen erst mal kleine Schirme, mit denen wir das soeben Gelernte üben sollten. Ich fand es megaanstrengend! Am Abend war ich so platt, dass ich es gerade noch in Kückis Pub schaffte. Ein Antilopen-Steak brachte mich wieder auf die Beine. Auch wenn ich kennen Meter geflohen bin, schmeckte das Windhoek Lager Landebier hervorragend. In der Wüste hatte ich mir einen leichten Sonnenstich geholt. Das dünne Tuch, welches ich mir um den Kopf gewickelt hatte, half nicht gegen die stechende Sonne. Morgen werde ich mir einen dickeren Turban um den Kopf wickeln.

Am nächsten Tag war wieder Starkwindtraining an der Düne angesagt. Nach dem Motto: „Der frühe Vogel kann mich mal.“, trafen wir uns erst am späten Vormittag am Supermarkt, um uns mit Vorräten für den Wüstentag einzudecken. Mit dem Geländewagen durch den Wüstensand zu fahren, klappte jetzt auch schon besser, ein bisschen Übung hatten wir ja schon. Der Gleitschirmstarkwindkurs ging heute in die zweite Runde. Wir lernten wieder etwas Neues. Wer nicht klar kam, dem halfen der Alex aus Österreich oder der Alex aus Namibia. Der Alex aus Namibia ist der Ur-Enkel des berühmten August Stauch, der 1908 den ersten Namib-Diamanten bei Lüderitz gefunden hatte. Das Areal wurde vom Deutschen Reich zum Diamanten-Sperrgebiet erklärt. Stauch gründete die Koloniale Bergbaugesellschaft m.b.H mit und wurde Millionär.

Die namibiaerfahrene Piloten flogen bereits wieder die Dünen hin und her. Ich gab mir die größte Mühe, dass ich auch bald dazu gehören würde. Abends war ich wieder total fertig. Schuld war der starke Wind, der Wüstensand und mein widerspenstiger Schirm.

Was ist das? Auflösung: Ein als Palme getarnter namibischer Sendemast. 🙂

Am nächsten Tag war der Wind noch windiger geworden, sodass wir nicht zur Hausdüne, sondern etwas südlicher nach Long Beach fuhren. Das sehr verschlafene Nest an der Atlantik-Küste gelegen, umgeben von Wüstensand und offensichtlich nicht sehr bewohnt, erlangte 2006 kurzzeitig Weltberühmtheit. Hier haben Angelina Jolie und Brad Pitt ihr (keine Ahnung wievieltes) Kind bekommen. Weit weg von der Welt-Presse, denn die durften nicht ins Land rein.

In Long Beach war echt nichts los. Kormorane hatten die Landungsbrücke in Beschlag genommen und nach und nach weiß eingefärbt. Menschen sah man nicht, die Ferien-Häuser schienen verlassen. Die einzigste Sehenswürdigkeit des Ortes war ein Handymast, der sich als Palme getarnt hatte!  Wir machten eine Lagebesprechung, wie es die nächsten Tage weitergehen sollte. Da der Wind auch morgen noch stark sein sollte, wollten wir am nächsten Tag zum Brandberg fahren. Geplant war die Wüsten-Elefanten zu besichtigen und eine Nacht in der Wildnis zu verbringen. Das klang spannend und ich freute mich schon total darauf. Am Nachmittag führen wir zum Strand. Der Wind hatte unwesentlich nachgelassen und wir packten unsere Starkwindschirme aus, um zu groundhandeln. Es klappte nicht so gut bei mir und ich hatte das Gefühl, auch mit dem kleinen Schirm hebe ich vom Boden gleich zu einem Höhenflug ab. Kaffee und Kuchen gab es auf der Ladeklappe der Jeeps. Ganz in der Nähe rottete eine Robbe vor sich hin. Man musste zusehen, dass man sich nicht in ihrem Windschatten aufhielt. Abends hab’s wieder lecker essen. Diesmal entschied ich mich für gefüllten Tintenfisch. Hmmmm.

 

Ab in die Wildnis

Hier ist es egal, auf welcher Straßenseite man fährt, es kommt einem eh kein Auto entgegen.

Am nächsten Morgen ging es dann los in Richtung Norden. Zuerst passierten wir die Touwnships am Rand von Swakopmund, die Straßen waren sehr belebt, es war Samstag. An der Tankstelle wurde nochmal ordentlich getankt und die Luft wieder auf die Reifen gepumpt, denn die Straßen hatten ja Asphalt. Zumindest die an der Küste entlang. Unsere Autokolonne bestand aus 5 Geländewagen. Die Landschaft war karg und sehr unbewohnt. Der einzigste Ansiedlung, den wir passierten, hieß Wlotzkasbaken. Es war ein skurriler Ort mit bunten Häusern. Sah auch nicht sehr bewohnt aus. In Henthies Bay legten wir den ersten Stop ein. Das Kaff war auch verstaubt, hatte aber eine geniale kilometerlange Soaringkante. Wer es sich zutraute bei solchen Bedingungen zu fliegen, packte seinen Schirm aus. Die anderen (wie ich z.B.) warteten oben an der Steilküste. Der Herr Fluglehrer hatte seinen Schirm so genial im Griff, dass er oben an der Kante in der Luft stand und sich mit uns unterhielt.

Nach einem Stück Picasso-Torte in nächstgelegenen Restaurant verließen wir die Zivilisation und fuhren ins Landesinnere. Die Asphaltstraße hörte auf zu existieren und wir fuhren eine breite Staubpiste entlang. Die Steine klimperten ans Auto und wir wirbelten riesige Staubwolken auf. In der Ferne flimmerte eine Fata Morgana. Sehr befahren war die Straße nicht, auf der Strecke von 130 Kilometern kamen uns drei Autos entgegen. Ortschaften passierten wir auf der ganzen Strecke nicht. Da hier nix los war, befuhren wir die gesamte Straßenbreite. Nach langer Fahrerei kam endlich der Brandberg in Sicht. Aus der öden flachen Landschaft erhob sich mit das Bergmassiv, es sah aus, als hatte man einen überdimensionalen Stein in die Landschaft geworfen.  Ein ziemlich großer Stein, denn die Königsspitze ist mit 2573 m Metern die höchste Erhebung des Brandbergmassivs. Hier begann das wilde Afrika. Das sah man daran, dass überall die Straßenschilder zerschossen waren …

Wanderung durch das Tsisab-Tal im Brandbergmassiv zu den Felszeichnungen der Buschmänner.

Von Uis bogen wir ab und fuhren eine Staubpiste zum Brandberg. Ein kleines Dorf lag am Wegesrand und die mit roter Ockerfarbe bemalten Himba-Frauen winkten uns zu. Kurz vor dem Ziel mussten wir noch am Affenfelsen vorbei. Unmengen von Pavianen bevölkerten diesen kleinen Brandberg und ich war heilfroh, dass wir im Auto saßen. Ich habe gehört, dass die nicht so freundlich zu Touristen sein sollen. Es war später Nachmittag und wir wollten das Tsisab Tal entlangwanderten, um die jahrtausendealten Felszeichnungen der San zu besichtigen. So eine Tour macht man mit Guides, aber die kamen uns gerade im Auto entgegen – Feierabend für die Crew. Endlich kamen wir an. Die Guide waren weg und wir waren die Einzigsten hier. Aber unsere Reiseleitung meinte, kein Problem, er kennt den Weg zu diesen Felsen. Mit Wasserflaschen und Stöckchen bewaffnet (gegen die wilden Tiere) marschierten los und ließen vier Leute zurück, die die Autos bewachen sollten. Irgendwie hatte ich ein flaues Gefühl im Magen, ich weiß nicht warum. Waren es die zerschossenen Schilder oder die böse dreinblickenden Paviane oder dass wir vom Weg abkommen würden, mir war die ganze Sache nicht geheuer. Katzenspuren sah ich im Sand, nur dass die Abdrücke um einiges größer waren als die der Hauskatze. So in Löwengröße etwa. Ein Knochen lag am Wegesrand und ständig hielt ich Ausschau nach giftigen Skorpionen und Schlangen. Die Talwanderung zog sich hin, rechts und links ragten die felsigen Berge in den Himmel. Die Sonne war auch langsam am Untergehen. Nach 1 1/2 Stunde kam endlich das Ziel in Sicht. Wir hatten den Felsen auch ohne Guide gefunden, denn da war ich mir nämlich nicht so sicher.Die Felsmalereien stellten Jäger mit Speeren und Bögen dar sowie deren Jagdbeute wie Zebras und Antilopen. Irgendwie sah das Graffiti ziemlich neu aus, obwohl es schon tausende Jahre alt sein soll. Am berühmtesten ist die Zeichnung der White Lady. Die gleichnamige Lodge befindet sich hier in der Nähe und sollte unser Übernachtungsziel sein.

Zum Glück begegnen uns keine menschenfressenden Löwen.

Den gleichen Weg liefen wir wieder zurück und ohne dass wilde Tiere unseren Weg kreuzten, abgesehen von ein paar harmlosen Klippschiefern. Ich war erleichtert, als wir die Autos erreichten. Die Sonne war am untergehen, als wir die White Lady Lodge erreichten, die ziemlich einsam am Fuße des Brandberges lag. Andere menschliche Siedlungen gab es hier in der Nähe nicht. Die Lodge war von einer Mauer umgeben, denn hier leben ja die Wüstenelefanten. Denn die trampeln bekanntlich alles platt, was ihnen in den Weg kommt, nämlich auch die sorgsam gepflegten Blumenrabatten auf dem Gelände der Lodge. Allerdings wohnten wir nicht in der Lodge hinter der schützenden Mauer, sondern wir bekamen einen Schlüssel überreicht und sollten uns unsere Hütte suchen. Die Hütten lagen verstreut im Busch, aber nicht schön nebeneinander, sondern weit voneinander entfernt. Danach begann ein lustiges Hüttensuchen, denn das namibische System der Hüttennummerierung haben wir nicht durchschaut. Mit den Jeeps rasten wir kreuz und quer durchs Gelände, bis nach längerer Zeit jeder endlich seine Hütte gefunden hatte. Unsere hatte sich hinter einem Busch versteckt, an dem wir dreimal vorbeigefahren sind. Das Dominizil war afrikanisch eingerichtet, wie sich das für die Gegend hier gehört, hatte auch eine kleine Dusche und eine Wassertoilette. Elefantenhinterlassenschaften neben Haus zeigten an, dass hier die Wüstenelefanten auch zu Hause sind. Wir sahen aber keine. Vielloeicht machen die gerade einen Abendspaziergang und genießen den phantastischen afrikanischen Sonnenuntergang. Der Himmel war in ein spektakuläres Farbenspiel getaucht und wir liefen zum Essen in die Lodge. In der Loungeecke dienten Elefantenfüße als Hocker, puh … Geschmackssache. Alles sah sehr afrikanisch aus und zu essen gab es natürlich einen Safariteller. Das Ambiente mit den  Zebratischdecken sorgten ebenfalls für entsprechendes Afrikafeeling. Wir waren alle bestens gelaunt. Andere Gäste sind mir hier nicht aufgefallen. Nach dem Essen verließen wir die Lodge, nach uns wurde dort auch das Licht ausgeknipst und die Angestellten gingen nach Hause. Wir waren allein in stockdunkler Nacht. Ich dachte die lassen noch einen Großwildjäger zu unserem Schutz hier, aber Fehlanzeige. Glücklicherweise waren wir so schlau das Licht an unserer Hütte brennen zu lassen, denn ansonsten hätten wir die halbe Nacht im Gebüsch nach unserer Behausung gesucht. Die anderen sammelten Holz für ein Lagerfeuer, um unter diesem spektakulären Sternenhimmel ein oder zwei oder noch mehr Bier zu trinken. Ich hatte auch total Bock aufs Lagerfeuer, aber Jens hatte keine Lust und so verzogen wir uns in unsere Hütte. Die Hütte war scheinbar leer, aber in dem Funsellicht, welche von einer Solaranlage betrieben wurde, konnte man auch nicht viel erkennen. Irgendwie fanden wir das Bett. Ich beneidete Alex, der auf dem Dach des Jeep schlafen wollte unter diesem atemberaubenden Sternenhimmel. Lange bekam ich keine Auge zu, aber irgendwann schlief ich ein.

Unsere Hütte einsam in der Wildnis. Lieber hätte ich in der sicheren Lodge geschlafen, aber ist ja alles gut gegangen 🙂

Vor Sonnenaufgang war ich bereits wach. Sehr ungewöhnlich für mich, wo ich doch eine Langschläferin bin. Ein Fenster hatte kein Glas sondern nur Gaze und draußen herrschte ein ohrenbetäubender Lärm. Ich machte mir schon Gedanken, was für Tiere vor unserer Hütte auf und ab patrouillierten und versuchte anhand der Geräusche auf die Tiere zu schließen. Wüsten-Elefanten hörte ich nicht trompeten, aber ich konnte die komischen Geräusche nicht zuordnen. Außerdem machte sich irgendwann jemand deutlich hörbar hinter unserer Hütte zu schaffen. Wie sich später herausstellte, war das ein Angestellter der Lodge, der den Ofen befeuerte für das warme Duschwasser. Nach dem aufstehen checkte ich erst mal meine Schuhe und die Kleidung auf Skorpione und Co, aber alles ok. Von unserer Veranda bot sich ein grandioser Blick auf den morgendlichen Brandberg. Eigentlich war ja heute geplant, mit den 4 x 4 Fahrzeugen die ausgetrockneten Flussläufe entlangzufahren und die Wüsten-Elefanten zu besuchen. Leider mussten wir erfahren, dass die Elefanten zur Zeit weit entfernt und nicht in der Nähe der Lodge unterwegs sind. Sehr schade. So fuhren wir nach dem Frühstück wieder zurück. Den ersten Halt machten wir im 30 Kilometer entfernten Uis. Hier gab es eine kleine Erfrischung im Brandberg Rest Camp. Attraktion der Location war der Pool ohne Wasser und ein Papagei, der miauen konnte. Sehr lustig.

Bei den Himbas

Unterwegs hielten wir noch an dem Himbadorf. Die Himbas reiben ihren Körper mit einer Mischung aus Butter und Ocker ein, daher kommt diese rötliche Körperfarbe. Auch die geflochtenen Haare waren mit dieser rötlichen Paste bedeckt. Dieses Gemisch soll gegen die Sonne und Steckmücken schützen, sozusagen die Himbasonnencreme. Ich dachte, dass muss ja nach ranziger Butter riechen in der heißen Sonne, war aber nicht der Fall. Außer Lendenschurz hatten sie nicht viel an, dafür waren sie aber mit schönem Schmuck behängt. Sie verkauften diesen auch, mir gefielen besonders die geschnitzten Armreifen aus Horn. Etwas abseits konnte man die Rundhütten sehen, in denen sie lebten. Nachdem wir alle unsere Reiseandenken erhandelt hatten, ging die Fahrt weiter in Richtung Küste.

Am frühen Nachmittag kamen wir in Henties Bay an. Der Wind stand gut an und so hieß es Schirme raus. Zum ersten Mal packte ich meinen eigenen Schirm aus und nicht den Starkwindschirm. Vom Strand aus sollten wir uns mit dem Schirm in die Höhe arbeiten und dann weiter oben von der Düne aus starten. Leider klappte das bei mir nicht, ich hatte noch voll mit dem Schirmhandling zu tun. Mein Schirm war bockig und machte was er wollte. Andere Piloten flogen locker die Steilküste entlang. Die Jeeps fuhren wir dann hinunter zum Strand und natürlich blieb wieder jemand im Sand stecken. Aber mit vereinten Kräften haben wir da jeden wieder herausgeschubst. Nach diesem ereignisreichen Tag ging es zurück nach Swakopmund und ein leckerer Kingklip (südafrikanischer Fisch) zum Abendessen machte diesen Tag perfekt.

 

Beim Wüstentraining geht auch mal was schief

Geht doch!!

An der Hausdüne ging es jetzt auch voran. Langsam beherrschte ich, dank der tollen Anleitung der Fluglehrer, meinen Schirm soweit, dass er mich die Düne hinaufziehen konnte. Meine Flüge von der Düne waren allerdings noch kurz, da ich den Fehler machte geradeaus wieder hinunterzufliegen. Stattdessen musste man seitlich die  Düne entlangfliegen. Naja, eins nach dem anderen. Am Fuß des Sandberges war der Wind meistens noch moderat, aber um so höher man kam, umso stärker blies der Wind. Am Dünenkamm war der Düseneffekt am größten, aber auch die Chance in der Luft zu bleiben. Meistens traute ich mich nicht bis ganz hoch, ich hatte oft schon Mühe meinen Schirm unter Kontrolle zu halten und extremen Muskelkater in den Armen vom Schirmbändigen. Nicht nur einmal krachte ich mit einem eleganten Bogen in den Sand, wenn wieder mal ein Kobrastart danebengegangen war. Tagsüber hatte ich es gar nicht bemerkt, aber abends hatte ich starke Schmerzen im Brustkorb. In der Hoffnung, dass es am nächsten Tag besser ist, ging ich abends zu Bett. Am nächsten Morgen schmerzte immer noch alles. Husten, Niesen, Lachen fiel mir schwer. Letzteres war besonders blöd. Ich machte mir total Sorgen, was das wohl sein könnte, ich tippte auf Herzinfakt oder Schlimmeres. Bis meine Zimmernachbarn erzählte, dass sie die gleichen Symptome mal hatte – Diagnose Rippenprellung. Das ist sehr schmerzhaft, aber nicht schlimm und geht von selber nach mehreren Wochen weg. Ich muss mir wohl beim Hinfallen den Karabiner in die Seite gerammt haben, das war die einzigste Erklärung. Ein Test mit dem Gurtzeug, die Stelle passte genau. Ob die Rippe sogar angebrochen oder nur geprellt war, weiß ich bis heute nicht, denn ich hab es nicht Röntgen lassen. Auch die nächsten Tage schmerzte es noch sehr und nur allmählich wurde es bisschen besser.

Bis ich die Stelle nicht mehr spürte, sollten drei Monate vergehen.

 

Mondfisch, Robben, Wale und Schakale

Robbe an Bord!!

Am nächsten Vormittag fuhren wir nach Walvis Bay. Hier wollten wir eine Bootstour zu einer Robbeninsel unternehmen. Am Hafen war ein riesiger Walfischknochen zu sehen, der hat wohl dem Ort seinen Namen gegeben. Uns wurde versprochen, dass wir neben den Robben auch Delphine sehen werden. Guter Dinge fuhren wir mit unserem Katamaran los. Pelikane flogen neben uns her und fingen den Fisch im Flug, der ihnen zugeworfen wurde. Ein paar ganz schlaue Pelikane kamen gleich an Bord und suchten den Weg zur Kombüse. Ganz schön groß, diese Vögel. Am lustigsten fand ich aber eine Robbe, die auf unserer Kielwasser-Welle surfte. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Das Schiff stoppte und noch unglaublicher: Die Robbe hüpfte auf der Treppe, welche hinten angebracht war, an Bord. Unglaublich. Noch nie bin ich einer Robbe so nah gekommen. Sie ließ sich mit Fisch füttern und streicheln. Ich wollte das aber nicht tun, da ich nur plüschiges Fell zum Streicheln mag. Dieses war definitiv zu naß. Wenn man nicht aufpasste, umarmte einen die Robbe ganz freundschaftlich. Echt unglaublich. Wir hatten unseren Spaß. Endlich erreichten wir die Heimatinsel der Robbe. Inmitten der vielen Robben stand ein Schakal herum und betrachtete die Auswahl seines Mittagsmenüs.

Was will der Pelikan von mir? Ich hab kein Fisch.

Auf der Rückfahrt nach Walvis Bay tauchte plötzlich eine große Rückenflosse auf. Für einen Delphin definitiv zu groß. Ein Buckelwal!! Alle rannten ganz aufgeregt von einer Seite des Schiffes zur anderen, man wusste ja nicht wo der Wal als nächstes wieder auftauchen würde. Wahnsinn. Das war toll. Einmal schwamm er direkt neben dem Katamaran im Wasser. Gewaltig, wir waren alle sehr begeistert. Nach dem Wal gab es eine weitere Sensation. Neben dem Schiff im Wasser tauchte ein gigantischer Mondfisch auf. So einen komischen Fisch hatte ich noch nicht gesehen. Der Mondfisch wird über 3 Meter lang und gilt als der schwerste Knochenfisch der Welt. Die versprochenen Delphine sahen wir auf dieser Tour nicht, aber das war jetzt auch egal.

Nach diesen tollen Erlebnissen ließen wir uns reichlich Champagner und Sherry nachschenken und genossen das leckere Fingerfood inclusive Auster. Ich mochte keine Austern essen, wurde aber dazu überredet. Und ich muss sagen, es war gar nicht so glibberig, wie ich es mir vorgestellt hatte. Im Gegenteil, der Geschmack war wirklich lecker. Fand ich gut. Werde ich jetzt öfters abends im Restaurant bestellen. Sie waren ja auch total frisch, denn soeben schipperten wir an den Austernbänken vorbei. War echt ein cooler Ausflug. Leicht angeschwipst erreichten wir am Nachmittag wieder die Düne. Auch im nüchternen Zustand klappten meine Dünenflüge jetzt immer besser. Zwar machte ich noch nicht solche langen Flüge wie die Profis, aber das Training hatte sich ausgezahlt. Nicht alle unsere Piloten flogen immer an der Hausdüne. Manche schnappten sich auch den Geländewagen und fuhren nach Henthies Bay hinunter, um dort an der Küste zu soaren.

 

Namibia von oben

Straßen und Plätze haben deutsche Namen. Hier ruhe ich mich am „Ankerplatz“ aus.

Wer höher fliegt, sieht auch weiter. Deshalb entschlossen wir uns, mal etwas höher aufzusteigen und etwas weiter zu fliegen als sonst. Wir wollten den Norden Namibias erkunden und buchten einen Cessnaflug bei Scenic Air in Swakopmund. Der Flugplatz von Swakopmund liegt gleich neben den Townships am Rande der Stadt. Er besteht aus mehreren Hangars, einem recht spartanischen Flughafengebäude und einer Sandpiste. Wir mussten extra zeitig aufstehen und saßen schon um 06:00 Uhr beim Swakopmunder Bäcker beim Frühstück. Am Flugplatz erfuhren wir, leider kann heute kein Flug stattfinden, das Wetter passt nicht. Also erkundeten wir Swakopmund. Zum Teil hat man hier echt den Eindruck, man befindet sich in einer deutschen Fußgängerzone. Die Geschäfte sind deutsch  beschriftet, es wird deutsch gesprochen und über all stößt man auf Zeugen der deutschen Vergangenheit. Der Leuchtturm könnte genauso gut in Warnemünde stehen, Swakopmund ist eine seltsame Mischung aus deutschen Ostseebad und Afrika. Auch viele Straßen haben noch deutsche und sehr alte deutsche Namen, wie die Robert-Koch-Straße oder Bismarkstraße, es gibt ein Café Anton, ein Café Vivaldi usw.. Die Bäckereien sind echt klasse, das Angebot ist typisch deutsch und besser als zu Hause, finde ich. Joe kaufte sich in einem Schuhgeschäft ein paar echte Straußenlederschuhe, die bestens für die Wüste geeignet sind. Ich besuchte noch den Markt, um ein paar Schmuckstücke den Himbafrauen abzukaufen. Wir spazierten die Mole entlang und beobachteten eine Babyrobbe beim Sonnenbaden, während Mamarobbe im Wasser baden war. Am Nachmittag ging es wieder an die Hausdüne und den Abend verbrachten wir in einem coolen Restaurant direkt am Meer, von wo man mit einer Flasche Windhoek Lager in der Hand den Sonnenuntergang beobachten konnte. Es war echt sehr lässig hier.

Jeden Tag lief das gleiche Ritual ab. Erst fuhren wir zum Supermarkt und dann ab in die Wüste. Nachdem wir mit den Geländewagen eine Wagenburg gebaut und das Zelt aufgestellt hatten, ging’s zum Fliegen. Wer eine Pause machen wollte, für den standen Kaffee und Kuchen bereit. Manchmal legte ich mich einfach in den Jeep und schlief eine Runde, weil es so anstrengend war. Aber jeden Tag machte ich Fortschritte. Das Dünenhinauflaufen mit Hilfe des Windes klappte gut und auch der Kobrastart. Als ich im Sand saß und ein Päuschen machte, kam einer der Fluglehrer angeflogen. Er blieb zwei Meter über mir in der Luft stehen und fragte, ob ich Hilfe brauche. Ich verneinte und er schwebte weiter. Sehr cool. Der hatte das Schirmhandling wirklich voll im Griff. Einfach Klasse.

Jens schaut noch mal nach, ob in dieses kleine Flugzeug wirklich 1 Cessnapilot und 5 Gleitschirmpiloten reinpassen. Es passte.

Aber ich freute mich erst mal auf ein anderes Fliegen, denn wir hatten einen neuen Termin für unseren Cessnaflug. Diesmal mussten wir nicht umsonst so zeitig aufstehen, allerdings sah es anfangs nicht danach aus. Wir wurden auf zwei Maschinen aufgeteilt und die Piloten waren sich uneins wegen der Wetterbedingungen. Der eine meinte, das geht, der andere meinte das geht nicht. Schließlich setzte sich der mutige Pilot durch. Wir stiegen bei dem braven Piloten ein. Ich hatte ein etwas mulmiges Gefühl, ob denn auch wirklich alles passte. Die Maschine war sehr eng und wir wurden nach Gewicht auf die verschiedenen Sitze verteilt. Guten Ausblick hatte man aber von jedem Sitz, denn alle saßen ja am Fenster. Jens durfte neben dem Piloten Platz nehmen, um ihn über die Schulter zu schauen. Er will ja demnächst auch eine Privatpilotenlizenz als Cessnaflieger absolvieren. Auf der Sandpiste gaben wir Gas, hoben ab, überflogen die Townships von Swakopmund und ab ging es ins Landesinnere. Es war sehr laut in der Maschine, aber man hatte Ohrstöpsel verteilt. Unterhalten konnten wir uns allerdings nur mit Zeichensprache oder wenn man sich anbrüllte. Zuerst überflogen wir die Rössing Uran Mine, ich hoffte, dass er da jetzt schnell drüber fliegt und wir nicht verstrahlt werden. Die Cessna flog nicht hoch und so konnte man die Landschaft am Boden genau sehen. Die andere Cessna war immer im Sichtweite, mitunter flog sie sehr nah neben uns, sodass wir uns zuzwinkern konnten. Das war schon cool. Ruhig war der Flug nicht, die Thermik war schon am Arbeiten. Aber wir sind Gleitschirmflieger und uns machte das natürlich nichts aus.

In diesen ausgetrockneten Flussbetten leben die Wüstenelefanten. Leider sehen wir keine trotz Tiefflug.

Langsam näherten wir uns der Spitzkoppe, einem markanten rostfarbenen Berg, der aus der Landschaft ragte. Sah aus der Vogelperspektive spektakulär aus. Die Landschaft änderte sich ständig. Nach Swakopmund überflogen wir Berge, danach wechselte die Landschaft ins wüstenartige. Selten war ein kleines Dorf zu sehen im Nirgendwo, sehr bewohnt ist Namibia nicht. Besonders cool fand ich es, als wir am Brandberg vorbeiflogen. Unsere White Lady Lodge konnte man einsam am Fuße des Gebirges sehen. Ringsum afrikanischer Busch. Dann flogen wir die ausgetrockneten Flusstäler entlang, um nach den Wüstenelefanten Ausschau zu halten. Der Pilot flog so tief, dass ich echt Angst hatte die Räder bleiben in den Bäumen hängen, die auf den Anhöhen rechts und links des Flusslaufes wuchsen. Leider sahen wir nur trockene Landschaft und keine Elefanten. Tja, auch beim zweiten Versuch hat es leider nicht geklappt. Weder zu Lande noch aus der Luft haben wir die Elefanten zu Gesicht bekommen.

Als wir ein paar Zebras erblickten, ging der Pilot blitzschnell in eine Steilkurve über, dass ich echt die Luft anhielt. Dann gings im Tiefflug nochmals über die Zebras hinweg. Haha. Auch eine Giraffe sah ich, Afrika eben. Dann näherten wir uns den Tafelbergen, eine sehr bizarre Landschaft erhob sich zu unseren Füßen. Man konnte sich einfach nicht sattsehen. Einmal traf die Maschine so ein Schlag, dass meine Kamera in die Luft flog und sich der Inhalt der Wasserflasche überall verteilte. Wow, was für ein Luftloch. Wir waren mega erschrocken, aber war ja nix passiert. Dann ging es zurück zur Skelettküste. Während der Flug im Landesinneren sehr ruppig war, wurde es auf einmal total ruhig, als wir im Tiefflug über das Meer flogen.

Die Skelettküste ist Tummelplatz riesiger Robbenkolonien. Und auch ein Schiffsfriedhof.

Die Skelettküste ist ein Teil der Namib-Wüste und gekennzeichnet durch Nebel, starke Strömungen und heftige Brandung. Aus diesem Grund sind hier im Laufe der Zeit viele Schiffe zerschellt. Die Schiffbrüchigen, die sich retteten konnten, hatten aber in dieser Küstenwüste keine Überlebenschance. Der Name Skelettküste bezieht sich also auf die Skelette der Schiffswracks, der Schiffbrüchigen und der an Land gespülten Wale. Überall sahen wir Schiffswracks, große und kleine, noch ziemlich gut erhalten oder schon fast zerfallen. Bizarr. Außerdem bevölkerten die Küste abertausende Robben, die in der Sonne lagen oder sich im Wasser tummelten. Zum Glück konnte man die nicht, die Robbenkolonien sollen extrem stinken. Währemd wir brav dahin flogen, machte der andere Kamikazeflieger seinen Namen alle Ehre und flog in Niedrigsthöhe den Strand entlang (5 Meter vielleicht?). Außerdem machte er extreme Steilkurven, stürzte dem Boden entgegen und kurz vorm Aufprall fing er den Flieger wieder ab. Zum Glück haben es alle überlebt. Den Passagieren hat’s jedenfalls gefallen. Diesen Flug konnte ich dann einem Video bewundern.

Nach 3 Stunden landeten wir wieder in Swakopmund. Drei Stunden lang konnte man sich kaum bewegen oder mal aufs Klo gehen. Etwas steif verließen wir die Cessna und fuhren zurück nach Swakopmund. Wir ließen den Nachmittag in dem sehr coolen Café Vivaldi bei einem Cappuccino und Schwarzwälder Kirschtorte ausklingen. Das Restaurant am Abend war ebenfalls traumhaft. Es befand sich auf einer Seebrücke und im Boden des Restaurants waren Glasböden eingearbeitet. Man konnte den Fisch also in Freiheit und auf dem Teller bewundern. Das Sushi (Sushi in Afrika haha) war sehr gut, ebenso natürlich das andere Seefood.

Das Auto streikt und wir hängen in der Wüste fest.

Die Fliegerei an der Düne machte richtig Spaß, je mehr Übung ich mittlerweile hatte. Den Schirm hatte ich jetzt gut unter Kontrolle und starker Wind war auch nicht mehr das Problem – dem Groundhandlingstarkwindkurs seid Dank!! An einem Abend an der Hausdüne, die Sonne wollte demnächst im Meer versinken, sprang unser Jeep nicht mehr an. Während die anderen schon in Swakopmund das erste Bier tranken, saßen wir immer noch in der Wüste fest. Die Motorhaube wurde auf gemacht und gerätselt, woran es wohl liegen könnte. Ich hatte eh keine Ahnung und ließ die anderen raten. Allerdings machte ich mir aber Sorgen, wie wir hier wieder weg kommen. Einzig unser Fluglehrer war noch da und versuchte uns zu helfen. Dann fuhr er nach Swakopmund und versprach wiederzukommen. Die anderen hatten gewiss schon ihr drittes Landebier intus und wir saßen hier immer noch fest. Die Sonne ging langsam unter und ich keinen Bock die Nacht hier zu verbringen. Endlich kam er wieder mit einem Überbrückungskabel, das war die Lösung. Danach war die Kiste wieder flott. Großes Aufatmen bei mir. Bei den anderen vielleicht auch.

 

Abenteuer Sandwich Harbour

Wir brettern mit den Geländewagen den einsamen Strand entlang. Was für ein Spaß!

Ein unvergesslicher Ausflug sollte nach Sandwich Harbour gehen. Zuerst fuhren wir nach Walvis Bay und stiegen dort auf andere Geländewagen um. Auch durften wir nicht selber fahren, die Wüste war wahrscheinlich hier noch wüster. Einheimische Fahrer steuerten die 4 x 4 Fahrzeuge, wir hatten Alex als Fahrer. Den Alex aus Namibia. Die Landschaft bestand aus Wüste und dem Meer. Wir fuhren mit den Geländewagen die Dünen rauf und runter und schließlich ging die Fahrt den Strand entlang. Die einheimischen Fahrer hatten Routine mit dem tückischen Sand und wir blieben auch nicht stecken. Hunderte rosa Flamingos standen im Wasser herum und sahen der Wagenkolonne hinterher, die den Strand entlang bretterte. Hier lagen total viel tote Robben herum in allen Stadien der Verwesung. Die musste man ständig umkurven. Die Dünen am Strand waren sehr hoch, die höchsten der Welt, wie behauptet wird. Hier sollten wir fliegen. Übrigens war der Strand nur bei Ebbe befahrbar. Bei Flut gab es kein Zurück mehr. Also immer schön die Gezeiten im Auge behalten :—)

Fliegen an dieser einsamen Küste – ein Traum!

Die Dünen am Strand bildeten eine einzige Soaringkante, die man kilometerweit abfliegen konnte. Schakalspuren fand ich im Sand. Es war wirklich eine gottverlassene Gegend hier. Außer uns keiner weit und breit. Wir schlugen wieder unser Zelt auf und los ging’s. Der Wind war heftig wie immer. Wenn sich größere Schaumkronen auf dem Meer bilden, sollten wir zum Landen gehen, war die Order. Leider hatte ich mir zum Start gerade das steilste Stück Düne ausgesucht und nach einem kurzem Flug stand ich wieder am Boden unten am Meer. Mist. Als nächstes versuchte ich es in einem etwas flacherem Teil. Es war megaanstrengend sich die Düne hochzuarbeiten. Währenddessen befanden sich natürlich die meisten Piloten schon in der Luft und feuerten mich von oben an, ich solle nicht aufgeben. Hatte ich auch nicht vor. Endlich gelang mir der Start gegen den Wind und ich bemühte mich anfangs immer schön seitlich die Düne entlangzufliegen. Mir wurde noch zugerufen ich solle mehr Bremse geben, das half, einige Zeit später befand ich mich oben an der Dünenkante. Es war gigantisch! Auf der einen Seite das Meer bis zum Horizont und auf der anderen Seite die Wüste bis zum Horizont. Was für eine bizarre und atemberaubende Landschaft. Es ging stetig nach oben und an einem Geländeeinschnitt beschloss ich den Rückweg anzutreten. Aber hier gab es einen Düseneffekt. Ich drehte eine Kurve und merkte, dass ich nicht mehr vorwärts kam. Schlimmer noch, ich flog sogar rückwärts in Richtung Dünenkante. Nach einem kurzen Moment der Panik haute ich den Beschleuniger rein. Das half. Die Situation fand ich nicht so super, da die Fluglehrer ausdrücklich gesagt hatten wir sollen auf KEINEN Fall hinter die Dünenkante fliegen. Denn da kann uns keiner mehr rausholen. Kein Jeep kann da hin, kein Hubschrauber landen usw.. Aber beschleunigt gewann ich Abstand von der Düne. Aufatmen. Einer der netten Piloten ist immer hinter mir her geflogen und hat meinem ganzen Flug mit der GoPro gefilmt. Super. Nochmal herzlichen Dank!! Es war echt ein grandioser Flug. Ich war so was von happy. Auf der Rückfahrt am Strand lieferten wir uns ein Wettrennen, immer schön im Slalom um die Robben drumrum, das war ein Heidenspaß. Dann fuhren wir wieder das Dünengebirge rauf und runter und plötzlich an einer hohen Sandkante kippte der Jeep in den Abgrund. Ich stieß einen Schrei aus (oder mehrere ?), ich hatte mich zu Tode erschrocken. Ich glaubte wir überschlagen uns jetzt, so einen steilen Winkel kann doch kein Auto hinunterfahren. Wir konnten aber. Hinterher mussten alle lachen (über mich wahrscheinlich). Puhhh, das war heavy.

Hotel Europa in Swakopmund. Sieht von außen deutsch aus, von innen auch, nur die Speisekarte ist afrikanisch.

Am Abend waren wir alle wohlbehalten zurück in Swakopmund. Wir liefen die Bismarkstraße entlang, am Prinzessin-Rupprecht-Heim vorbei zum Hotel Europa. Das Hotel sah aus wie frisch aus dem Schwarzwald importiert mit seinen Fachwerkbau. Drinnen gab es aber exotische Küche und ich habe einen sehr leckeren gefüllten Tintenfisch gegessen.

An unserem letzten Tag an der Hausdüne fand ein Wettbewerb statt, ein Desert Race Champinonsship! Aufgabe: Einmal die Düne entlangfliegen bis zum Schluss und wieder zurück und als erster auf einem Kissen! landen. Wer daneben tritt, hat nicht gewonnen. Nach dem Startschuss hetzten wir alle die Düne hinauf und flogen los. Ich auch, nur musste ich ständig zwischenlanden. Irgendwann sah ich Jens nicht mehr. Weder in der Luft noch irgendwo an der Düne. Auf einmal machte ich mir große Sorgen, daß er hinter die Dünenkante gespült worden sein könnte. Ich machte mein Gurtzeug ab und lief zur Kante hinauf, aber hier konnte ich ihn auch nirgendwo entdecken. Komisch. Irgendwann tauchte er wieder auf (ich hatte mir also umsonst Sorgen gemacht). Er war in einer Sandmulde abgetaucht und hatte starke Schmerzen im Oberschenkel. Der Fluglehrer meinte, das war bestimmt eine Sandviper und er soll mal mit seinem Leben abschließen. Naja Scherz. War wohl eine Muskelzerrung. Gewonnen hat übrigen der älteste Pilot von uns, der schon sehr namibiaerfahren war.

Eine Oryx-Antilope schaut mich verdutzt an. Ich schaue später genauso verdutzt, als es beim Safari-Essen Oryxantilopengulasch gibt 🙂

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen, vom schönen Wetter, den schönen Flügen, vom schönen Essen …. Die Sachen waren gepackt, die Wertsachen aus dem Safe geholt und los ging es Richtung Windhoek. Auf der Fahrt fiel mir auf, dass ich meinen Ausweis nicht dabei hatte, der sich im Safe befunden hatte. Nirgendwo konnte ich ihn finden. Wir fuhren sogar noch einmal zurück und stellten das Zimmer auf den Kopf. Nichts. So ein Mist. Wird sich schon im Koffer anfinden, hieß es. Blöd war jetzt, dass wir nicht mehr in der Kolonne fuhren, sondern allein waren. Bei der nächsten Rast holten wir die anderen ein. Unsere Fahrt ging zurück zur Okapuka Ranch. Dort machten wir eine längere Rast, um an einer Safari teilzunehmen. Es war meine erste Safari überhaupt und ich fand das sehr spannend. Jens nicht so, er meinte, da brauche er doch nur zu Hause in den Zoo zu gehen, da kann man die Viecher auch sehen. Nun ja. Ist ja nicht wirklich das Gleiche. Wir bestiegen einen offenen Safarijeep und fuhren los. Ich war gespannt. Es liefen uns jede Menge Antilopen über den Weg (da gab es eine Sorte die sprangen extrem hoch), Giraffen sahen wir und Kudus und Strauße und Krokodile und Warzenscheine. Auch Nashörner, denen wir bedenklich nahe kamen. Zum Glück hatten die gute Laune. Es war echt aufregend, diese Tiere hier im Busch zu sehen. Nach der Safari konnten wir uns am Buffet bedienen, es gab Oryx-Antilopengulasch und Straußensteak und Krokodilfleisch … irgendwie landeten die Safaritiere hier auch auf dem Buffet!

In Windhoek bei der Autovermietung stiegen wir wieder auf einen Kleinbus um. Unser Gepäck wurde auf dem Dach verstaut. Bedenkliche schwarze Wolken hingen am Himmel und kurz bevor wir am Flughafen ankamen, regnete es wie aus Kübeln. So wurde zum Abschied auch noch das Gepäck eingeweicht. In Frankfurt angekommen überraschte uns das Wetter mit einer Kälte, die ich ganz vergessen hatte. Aber hier war ja noch Winter. Zu Hause angekommen fand ich keinen Ausweis im Koffer. Wir schrieben eine E-Mail an das Hotel, dass sie doch bitte nochmal im Zimmer suchen sollten. Ohne Erfolg. Wochen später bekam ich eine Nachricht aus Swakopmund, dass unsere Nachmieter im Apartement den Ausweis im Safe gefunden hätten. Es war ein schwarzer Safe und mein Ausweis hatte eine schwarze Hülle. Der hatte sich aber gut versteckt. Der freundliche Hotelbesitzer schickte in mir mit UPS via Südafrika zurück nach Deutschland. Ende gut, alles gut.

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